Bericht von der ISPO 2015 1 von 4 – Skischuhe

Auf der ISPO in München ging es auch heuer hoch her. Die größte Sportmesse der Welt mit 2.585 Ausstellern und 80.000 Besuchern ist alljährlich ein Gradmesser für die Stimmung am Sportmarkt und die Plattform zur Präsentation von Produkten, die wir im nächsten Winter in den Regalen sehen werden. Obwohl es natürlich völlig unmöglich ist, einen objektiven Querschnitt durch die Produktvielfalt zu geben, werden wir in den nächsten 2 Wochen versuchen, in 4 Folgen das aufzubereiten, was wir im Bereich Tourenski (oder Freetouring, Allmountain und viele andere Fantasienamen) gesehen haben; wie immer natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit.

Den Beginn machen wir mit den Skischuhen:

Die Misere von SCARPA ist schon ausreichend durch die Medien gegangen. Der F1 Evo und der F1 Evo Women feiern aber in der kommenden Saison fröhliche Urständ‘.  Sensationell, wie SCARPA so schnell reagieren konnte und den Schuh raschest wieder auf den Markt bringt, allerdings mit einer händischen Verriegelung. Dazu gleich mit einigen Verbesserungen: z.B. mit einem völlig neu konstruierten Innenschuh, einem durch eine andere Laschenkonstruktion und verkürzte Gamasche extrem erleichterten Einstieg (Halleluja!) und eine breitere Zunge, damits beim Schnallen zumachen nicht immer eckt.
Aber auch die „Tronics – No Hands“ Verriegelung ist nicht tot! Er wurde bereits so umgearbeitet, dass der beanstandete seltene Fall einer Negativdurchbiegung des Skis auch zu verdauen ist, kommt also wieder. Fotos vom Prototyp durften wir noch nicht machen, auch Details gibt’s noch keine nach außen…aber SCARPA will be back!
Interessant für die Rennläufer: der SCARPA Alien 2.0 wird unverändert bleiben, also auch weiterhin die  „Tronics – No Hands“ Verriegelung haben.
SCARPA wird übrigens auch weiterhin die DYNAFIT Quck Step In Pins verarbeiten.

DYNAFIT hatte eine besondere Strategie auf der Messe: zuerst Ablenkung für alle durch Magenta und Grün in augenkrebsverdächtiger Intensität, dann umso wohltuendere echte Neuigkeiten mit Sensationswert. Der Rennschuh RC1 wird – ebenso wie Ski und Rennanzug – in Magenta und Intensivgrün ausgeliefert, und zwar gemischt. Außer dieser Farbattacke ändert sich am 500 Gramm schweren RC1 in den Größen 23 bis 30 um EUR 1.650,– nichts.
Viele weitere bewährte Schuhe aus der DYNAFIT-Kollektion bleiben ebenfalls gleich, wie z.B. der 687 Gramm schwere DYNA EVO um EUR 1.000,–.
Überarbeitet ist jedoch der Vulcan MS, der das relativ leichte Bindeglied zu den Freeride-Schuhen von DYNAFIT ist. Mit einem neuen flashigen Äußeren sind die 1.615 Gramm erträglicher, die erhältlichen Größen von 22,5 – 31,5 sprechen alle Skitourengeher zwischen Zwergen- und Riesenwuchs an. Zum Preis von EUR 750,– ist das Schmuckstück käuflich zu erwerben.
Spannend in jedem Fall die völlig neue Khion-Familie, die sich durchwegs durch ein sehr futuristisches Erscheinungsbild auszeichnet- Nicht nur, dass die Schale seltsame Bauchungen hat, die an den Innenschuh angepasst sind (mehr Komfort), ist die Oberfläche von spinnwebenartigen Strukturen überzogen, die eine bessere Anti-Haft-Eigenschaft im Schnee verspricht. Der Innenschuh ist jeweils mit einer Schnürung mit  Drehmechanismus versehen. Der weiße Khion Carbon wiegt und kostet, optisches Highlight ist ganz persönlich der Khion MS in Anthrazit mit 1.530 Gramm um kommt in den Größen 25 – 31,5 und hat eine Schaftbeweglichkeit von 90°. Spannendes Detail: die Sohle der Khion-Serie sind von der Hausmarke POMOCA gefertigt…aktueller Fellhersteller, jedoch mit langer Tradition im Sohlenbereich. Da kommt was daher…
Optimiert und farblich geändert präsentiert sich auch die 5-köpfige TLT6 Serie. Interessantestes Detail ist hier sicher der Strapper am Schaft, der ohne Klett auskommt, dafür mit einem Schnellverschluss realisiert wird.
Neben dem optischen Highlight TLT6 Performance CL mit geil gefärbten 1.210 Gramm, Größen 22,5 – 30,5 und 60° Bewegungsfreiheit um EUR 700,– stehen wie gehabt der TLT6 Mountain CL (1.195 Gramm, Größen 25 – 30,5, 60° Bewegungsfreiheit, EUR 530,–), das Damenmodell  TLT6 Mountain Women’s CL (1.070 Gramm, Größen 22,5 – 27,5, 60° Bewegungsfreiheit, EUR 530,–), der TLT6 Mountain CR (1.310 Gramm, Größen 25 – 30,5, 60° Bewegungsfreiheit, EUR 530,–) und das entsprechende Damenmodell TLT6 Mountain Women’s CR (das wir leider zu fotografieren vergessen haben). Alle Inserts sind natürlich die Maximal-Komfort-und-Sicherheits-Version DYNAFIT Quick Step in ausgeführt. Danke an Gerald Mayrhauser für die Standführung!

Bei HAGAN gibt’s ja schon länger Vorinformationen zum neuen Schuh Core ST. Ein feiner Schuh mit 1.190 Gramm in den Größen 26,0 – 30,5 zum Preis von EUR 499,99. Was auf der Messe nun erstmals offen kommuniziert kommuniziert wurde ist, dass es sich um eine Gemeinschaftsproduktion zwischen HAGAN, MOVEMENT (X-Series Light Touring) und ROXA (RX10) handelt, wobei von letzterem als Hersteller auch das Know How stammt. Alle drei Schuhe sind bis auf die optische Erscheinung ident. Die technischen Details wie eine spezielle geteilte Zunge, die eine Gamasche ersetzt, sind bemerkenswert, wie uns Benedikt Eglseer von HAGAN zeigte. Spannend: die Schuhe haben einen Norm-Absatz hinten, d.h. sie sind auch zu Rahmenbindungen und zur MARKER Kingpin kompatibel. Die verwendeten Inserts haben das DYNAFIT Qualitätssiegel, sind aber keine Quick-Step-In-Pins.

Weiterhin auf Expansionskurs im Schuhbereich ist LA SPORTIVA. Samuel Zeni zeigte uns die wichtigsten Neuentwicklungen. Der Carbon-Rennschuh Stratos Cube bleibt unverändert (470 Gramm, Gr. 24 – 29,5 und EUR 1.699,–), hat jedoch eine flachere Bombierung der Sohle als noch vor 2 Jahren. D.h. er ist jetzt auch ausdrücklich mit der FRITSCHI Vipec kompatibel, ebenso wie alle anderen Schuhe von LA SPORTIVA. Knapp darunter ist der Syborg (815 Gramm, Gr. 23,5 – 30, EUR 649,–) angesiedelt, der zwar „nur“ ein Kunststoffschuh mit carbonverstärktem Schaft ist, jedoch klar in Richtung Rennlauf geht. Hier gab’s einige Überarbeitungen, so wurde z.B. die Kollision zwischen Schaft und unterer Schnalle behoben, die bei der Erstversion leider vorhanden war. Und das riesige Manko des fehlenden Einsatzes hinten zwischen Schaft und Unterschale wurde ebenfalls korrigiert, ein leichter roter Kunststoffteil verhindert nun, dass beim Spuren Schnee in die Schale fällt. Die beiden oben genannten Schuhe haben einfache Pins, die keine DYNAFIT-Zertifizierung haben.
Mit dem Spitfire 2.0 (1.090 Gramm, Gr. 24 – 31,5, EUR 599,–) setzt sich der Produktbogen nach unten fort. Dieser hat für die kommende Saison einen dünneren Innenschuh und einen carbonverstärkten Schaft verpasst bekommen. Spannend: dieser Schuh ist mit einem speziellen Einsatz am hinteren Sohlenrand versehen, der die Kompatibilität mit der Bindung SKITRAB TR2 ermöglicht (wir berichteten schon über diese sehr eigenwillige, aber stabile Bindung).
Denselben Einsatz haben auch die weiter nach unten platzierten Schuhe Sideral 2.0 und das dazupassende Damenmodell Starlet 2.0 (jeweils 1.250 Gramm, Gr. 23 – 31,5, EUR 499,–). Das besondere an diesen beiden Modellen: sie haben einen speziellen Pin-Einsatz „S3“ für Safety-Staility-StayIn mit einer eigenwilligen oben verdickten Form, die das einsteigen erleichtern soll.

ATOMIC hat im Rahmen seiner Allmountain Serie „Backland“ ja bekanntlich eine Familie aus 4 Schuhen aufgesetzt. Stellvertretend für die gut gelungene Serie haben wir kürzlich den Backland Carbon in der Alltagssituation im Einsatz gehabt und unsere Eindrücke geschildert.

Überrascht waren wir, dass der neue Schuh von SALOMON nichts mit dem ATOMIC Schuh gemeinsam hat, obwohl beide Marken dieselbe finnische Mutter haben. Den SALOMON Schuh gibts in 2 Ausführungen: den weißen Mountain Explore (1.462 Gramm, Gr. 24,5 – 29,5, 63° Bewegungsfreiheit, EUR 499,–) und den noch mehr abfahrtsorientierten blauen Mountain Lab (1.546 Gramm, Gr. 24,5 – 29,5, EUR 549,–). Die Schuhe sind völlig anders konstruiert und aufgebaut als der ATOMIC Schuh. Sowohl die Verriegelung am Schaft als auch die Schnallen sind anders angeordnet. Die kleine Schuhfamilie ist insgesamt mehr auf Freerider zugeschnitten als auf den Tourengeher, darauf deuten auch die Gesamtkonstruktion mit Lasche und andere Details hin. Update vom 11.2.2015 ist eingearbeitet, Danke an Matthias Rieder. Ach ja, hier geht’s zur Webseite der Produktlinie: http://mtn.salomon.com/
Bei SALOMON kommen keine DYNAFIT zertifizierten Inserts zur Verbauung, sondern solche nach Werksnorm wie beim ATOMIC-Schuh.

Fazit bei den Schuhen:
schon in den letzten beiden Jahren war das das Segment, in dem sich das meiste getan hat, es schaut so aus, als ob sich der Trend noch fortsetzt. Immer mehr große Player betreten den Markt…die Auswirkungen sind sicherlich ein Schub in der Innovation.

 

In einigen Tagen folgt Teil 2: Bindungen

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