Die lange Tradition des Wettkampf-Skibergsteigens

Entwicklung des Skibergsteigens

Skibergsteigen (oder auch Tourengehen, beide Bezeichnungen sind in Ordnung) ist eine uralte Sportart, eigentlich die älteste Skisportart. Schon mindestens ab dem 12. Jahrhundert waren Schi speziell in den nordischen Ländern ein Hilfsmittel zur Fortbewegung für Jagd und Alltag. Als eines der ersten Dokumente des Gebrauchs von Schiern gilt der „Birkebeinerritt“, bei dem 1206 der norwegische Königssohn Hakon Hakonssson über die Berge ins sichere Exil gebracht wurde – mit Skiern!

Schon vor 110 Jahren waren Menschen mit Ski und Fell unterwegs um sich gegenseitig zu messen. Belegt ist ein erstes Tourenskirennen im Jahr 1893 in München. Die rasante Entwicklung danach war geprägt durch engagierte Menschen wie Matthias Zdarsky aus dem österreichischen Lilienfeld, durch die vor allem die Technik verbessert wurde.

Großer Andrang beim Gletscherrennen im Jahr 1935 (Bild Leopold Gapp)
Großer Andrang beim Gletscherrennen im Jahr 1935 (Bild Leopold Gapp)
Große Zuschauermengen bei den Rennen heute (WM Verbier 2015, Bild Willi Seebacher)
Große Zuschauermengen bei den Rennen heute (WM Verbier 2015, Bild Willi Seebacher)

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war das Skibergsteigen (eigentlich das Skifahren an sich, denn Aufstiegshilfen gab es nicht, also musst sowieso überall zu Fuß hinaufgegangen werden) bereits ein Volkssport geworden. Dazu beigetragen hat auch der 1. Weltkrieg, bei dem die Bedeutung der Mobilität im winterlichen Gebirgskampf erkannt wurde. Wie bei jedem Sport gab es auch eine große Bewegung für Rennläufe, die sich aus den militärischen Patroillenläufen entwickelt hatte. Als Beispiel für solche Läufe gelten das „Mairennen“ in Gosau/OÖ und der „Geierlauf“ in Absam/Tirol. Interessant: Skibergsteigen war in den Jahren 1924, 1928, 1936 und 1948 olympisch!

Die erste Blüte dieses Sports hielt sich bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts. Mit dem Wirtschaftswunder kamen dann allerdings Seilbahnen und Lifte, und das Tourengehen wurde zunehmend eine Randerscheinung im wachsenden alpinen Schilauf. Erst vor rund 30 Jahren begann langsam wieder die Besinnung auf die Natur und damit der neuerliche Aufschwung.

Seit nunmehr etwa 15 Jahren kann von einer massiv positiven Entwicklung im Skibergsteigen gesprochen werden. Der aktuelle Gesundheits- und Fitnesstrend sowie die verbesserte Ausrüstung haben dazu beigetragen, dass dieser wunderschöne Sport eine neue Blüte erlebt.

Was macht diesen Sport aus?

Aufstiegstechnik und Tragepassage im Jahr 1935 (Bild Gletscherrennen in Gosau, Leopold Gapp)
Aufstiegstechnik und Tragepassage im Jahr 1935 (Bild Gletscherrennen in Gosau, Leopold Gapp)
Tragepassage im Jahr 2015 (Bild Willi Seebacher)
Tragepassage im Jahr 2015 (Bild Willi Seebacher)

Der Hauptgrund für die Faszination, die dieser Sport ausübt, ist die Mischung aus Abenteuer und Flexibilität, die jedem seine eigene Art der Sportausübung finden lässt. Die individuelle Zusammensetzbarkeit jeder Skitour, gemischt mit der nötigen Eigenverantwortung was die Routenwahl und Einschätzung der aktuellen Gefahrenlage betrifft, machen diese Sportart so einzigartig. Trotz Reglements und Verhaltensregeln bleibt jede Tour einzigartig und ist nicht wiederholbar.

Das Skibergsteigen – im Breitensport- sowie im Wettkampfbereich –  besteht aus drei Komponenten:

  • Aufstieg
  • Abfahrt
  • Technik (Materialtechnik und Bergtechnik)

 Wettkampfsport Skibergsteigen

Rennen im Schibergsteigen gibt es schon seit über 100 Jahren. Jedoch erst 1988 wurde von Frankreich, Italien, Spanien, Andorra, der Slowakei und der Schweiz die CISAC gegründet, die erste verbandsähnliche Struktur. 1992 folgte dann der erste Europacup, 2002 die erste Weltmeisterschaft und 2004 der erste Weltcup.Heute ist das Skibergsteigen in der ISMF (International Ski Mountaineering Federation) mit aktuell 31 Mitgliedernationen (Stand 10.2015) organisiert und wird weltweit von ca. 6 Mio. Sportlern bei 500 Wettkämpfen betrieben. Der Österreichische Wettkampf- Sport war von 2006 bis 2014 im von SKIMO-Urgestein Karl Posch gegründeten Verband ASKIMO (Austrian Skimountaineering Orgaization for Competitions) organisiert und wurde danach schrittweise in den Österreichischen Skiverband ÖSV als Sparte Skibergsteigen eingegliedert.

Es gibt 5 Arten des Wettkampfes:

  • Individual (Einzelwettkampf mit Aufstieg und Abfahrt, oft auch Tragepassagen beinhaltet)
  • Team (2-er Teams mit Aufstieg und Abfahrt)
  • Vertical (reine Aufstiegsrennen als Einzelwettkämpfe)
  • Relay (Staffelbewerb)
  • Sprint (kurzer Parcours mit Aufstieg, Tragepassage und Abfahrt, aufgeteilt in mehrere Durchgänge: Qualifikation-Viertelfinale-Halbfinale-Finale)

In Österreich gibt es fast ausschließlich Individual und Vertical Rennen.

Die Athleten werden in 4 Kategorien eingeteilt:

  • Cadet (15 – 17 Jahre)
  • Junior (18 – 20 Jahre)
  • Espoir (21 – 23 Jahre)
  • Senior (21 Jahre und älter)

Cadets und Juniors bewegen sich auf verkürzten Jugendstrecken, Espoirs und Seniors auf langen Originalstrecken- Die Kategorie Espoir überschneidet sich mit der Kategorie Senior, wird in Österreich nicht gewertet sondern ist nur in der internationalen Wertung zu finden. Dafür hat man national anstelle der Espoirs die Kategorie Masters (ab 45 Jahre) mit ins Reglement genommen.

In Österreich gibt es aktuell über 100 Wettkämpfe im Skibergsteigen je Saison, die wichtigsten darunter sind im SKIMO Rennkalender zu finden. Seit 2002 gibt es organisierte Rennserien wie z.B. den Austria Skitour Cup und den Alpencup.

Gesundheit und Fitness beim Skibergsteigen

Das gesellschaftliche Trendbarometer steht seit Jahren auf sportlicher Betätigung. Warum? Man hat aus der Erfahrung gesehen, dass Bewegung eine Erhöhung der Lebensqualität bringt. Diese Lebensqualität äußert sich nicht nur in mehr Spaß und Vergnügen, sondern – und das ist das entscheidende – auch in mehr Gesundheit.

Diese Erkenntnis hat neben den ewigen Sportlern auch diverse Gesundheitsbotschafter und auch die Politik auf den Plan gebracht. Schließlich heißt ein gesünderes Leben auch geringere Kosten im Gesundheitssystem.

Jede Art der sportlichen Betätigung ist natürlich geeignet, die persönliche Gesundheit zu fördern. Wie kaum ein anderer Wintersport ist allerdings das Schibergsteigen dazu geschaffen, umfassende Ertüchtigung mit einer gehörigen Portion an Spaß und Abenteuer zu verbinden. Ein langer Aufstieg bei Kälte wird belohnt durch einen Gipfelsieg und die Abfahrt im Pulverschnee. Ein Wintertraum, der – und das ist das wichtig – von jedermann ausgeübt werden kann, ob jung, alt, reich, arm, sportlich talentiert oder nicht…der Tourenskisport ist eine Sache für jedermann und -frau!

Skibergsteigen – ein Wintersport steigt wirtschaftlich auf

Die Wintersport-Nation Österreich entdeckt einen neuen Umsatzbringer: der Aufstieg mit Fellen an den Skiern anstatt mit künstlichen Aufstiegshilfen wird immer beliebter, wie die jüngst veröffentlichten Zahlen der vergangenen Saison belegen. Ob dabei (traditionell) vom Tourengehen oder (moderner und internationaler) vom Skibergsteigen geredet wird, kann die Aufbruchsstimmung nicht beeinflussen.

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Voller Saal bei der ASKIMO Pressekonferenz zum Thema Skibergsteigen auf der ÖSFA (Bild Mario Billich)

Nach den großen Sportmessen des Sommers, der OUTDOOR in Friedrichshafen und der ÖSFA in Salzburg, werden regelmäßig die Eckdaten der Branchenverkäufe in der letzten Wintersaison verkündet. Demnach steigen die Verkäufe im Tourenski-Sektor trotz der letzten schneearmen Winter im Vergleich zu Alpinski, Langlauf und Snowboard noch immer kontinuierlich an und haben die beiden letztgenannten inzwischen deutlich überstiegen. Der Tourenskisport ist damit endgültig zu einer wichtigen wirtschaftlichen Größe in Österreich geworden.

Das Skibergsteigen ist zwar ein vergleichsweise günstiger Sport, vor allem durch fehlende Fixkosten für den Skipass und durch die Modularität der Ausrüstung. Dennoch bescheren gerade die jüngeren Protagonisten mit dem Credo „leicht und schnell“ der Szene eine positive Entwicklung. Der Trend in Entwicklung und Verkauf geht in Richtung Sicherheit und gleichzeitig zu leichter Ausrüstung. Dadurch wird der Sport immer attraktiver für junge Neueinsteiger, auch der Anteil der weiblichen Sportlerinnen steigt ständig an.

Diese Entwicklung ist im internationalen Kontext schon länger bekannt. Das Skibergsteigen hat – wie der gesamte Outdoormarkt – hohe Zuwachsraten und rosige Zukunftsaussichten. Die Schweiz, Italien und Frankreich sind die Kernländer dieses Sports, Skandinavien und die Region USA/Kanada die Wachstumsmärkte. Das Alpinland Österreich gilt mit mehr als 500.000 aktiven Tourengehern und einem Marktanteil von über 20% als das wichtigste Land für den weltweiten Absatzmarkt. Dass die meisten der großen Hersteller von Tourenski, aber auch von spezifischer Ausrüstung wie VS-Geräten, Fellen und Bekleidung in Österreich beheimatet sind, lässt wirtschaftlich für die Zukunft einiges erwarten.

Datenquellen: Österreichische Wintersportindustrie, VSSÖ, Österreichischer Alpenverein

SKIMO Austria als Motor der Entwicklung im Skibergsteigen

Das Team von SKIMO Austria hat die Entwicklung des Skibergsteigens maßgeblich geleitet und geführt. Karl Posch als Gründer des Austria Skitour Cups 2002 hat mit einem Team aus Enthusiasten und Skitourenliebhabern und mit der Hilfe vieler Partner enormes bewegt. Reglement, TV- und Medienpräsenz, Veranstaltungs- und Versicherungswesen sowie Jugendarbeit wurden im Lauf der Jahre gepflegt und auf ein qualitativ hohes Niveau gebracht, das keinen internationalen Vergleich scheuen muss. Apropos International: gute internationale Beziehungen zum Weltverband ISMF und zu den benachbarten Ländern waren und sind die Basis für das gute Ansehen, das Österreich im Kreis der Skibergsteiger-Nationen genießt.

Die Integration der Wettkampfstrukturen in den ÖSV 2014 hat für die Sportler einiges an finanzieller Absicherung gebracht. Die sportlichen Erfolge werden sicherlich folgen.

Die Entwicklung der gesamten Sportart durch SKIMO Austria ist gesamt betrachtet seit vielen Jahren außerordentlich positiv zu bewerten, vor allem der Breitensport hat noch großes Potential. Zukunftsziele wie die Olympischen Spiele 2026 halten die Begeisterung hoch und lassen noch einiges erwarten.

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