Weltcup Valtellina Orobie (IT) Tag 2: Individual

Das heutige Individual Rennen zeichnete sich durch eine lange Strecke mit schwierigen Bedingungen aus. Mit insgesamt fünf Auf- und Abstiegen, eisigen Abfahrten und sehr steinigen Passagen waren die Athleten gefordert und haben dennoch ausgezeichnete Leistungen erbracht.

Wie bereits beim letzten Weltcup in Andorra, standen die Vorzeichen für das 30-jährige Valtellina Orobie Rennjubiläum unter keinem guten Stern. Dieses Mal waren zwar keine stürmischen Windböen angesagt, aber wenig Schnee und viele Warnungen (Steine, Eis, …) im Briefing am Vorabend sind ebenfalls keine optimalen Voraussetzungen für ein Individual Rennen. Aber all das konnte unsere Athleten und die weltbesten Skibergsteiger nicht abhalten!

Leicht verkürzte Strecke

Auf Grund der widrigen Umstände, wurde die Originalstrecke leicht abgeändert und verkürzt:

  • Long –> 1.600 Hm, 18 km (men senior & espoir)
  • Medium –> 1.410 Hm, 14,5 km (women senior & junior men)
  • Short –> 990 Hm, 11 km (junior women)

Die detaillierten Streckenprofile aller Klassen können auf der Valtellina Orobie Website aufgerufen werden.

Start und erster Aufstieg

Pünktlich um 09:00 Uhr erfolgte der Start für die Klasse Senior men und gleich zwei Minuten später nahmen alle weiteren Klassen die Jagd auf.

Auf der ersten Aufstiegspassage ging es erst 120 Hm zu Fuß im Laufschritt hinauf und ab der Wechselzone mit den Ski auf einer Straße und einem Forstweg weiter. Dieser Teil wurde von allen Athleten problemlos bewältigt. Auch die erste Abfahrt stellte kaum Probleme (wenige Stürze) dar. Dank der fleissigen Helfer war es überhaupt möglich, die erste Abfahrt mit den Ski hinunter zu fahren – wurde doch am Vorabend noch fleissig Schnee auf den Weg geschaufelt.

Anspruchsvoller Aufstieg auf den Piz Meriggio

Durch den Wald weiter hinauf, folgte eine leichtere Passage. Die (hier noch) gute Sicht erleichterte den Skibergsteigern ein gezieltes Ausweichen bei den Steinen vor allem im letzten Teil der Abfahrt. Froh, dass mittlerweile ausreichend Schnee unter den Skiern vorhanden war (knapp 30 bis 40 cm), folgte der dritte und vierte Anstieg auf den Gipfel des Piz Meriggio auf 2.340 Hm, wo die Sicht sehr wechselhaft war. Vor allem die ersten Athleten hatten Glück, da es kurz danach zuzog und leichter Nebel einbrach. Unabhängig davon, hatte es der Gipfelanstieg in sich und verlangte alpinistisches Können auf der sehr steilen und eisigen Passage.

Lange und schwierige Abfahrt zurück ins Ziel

Nach einer fast 420 Hm langen Abfahrt entlang des Grates und durch schmale abgesteckte Korridore, war der letzte Anstieg mit 50 Hm keine besondere technische Herausforderung mehr für die Athleten. Die vielen, bereits absolvierten, Höhenmeter machten sich allerdings in den Beinen der Athleten bemerkbar und so wurde hier noch einmal eine extra Portion Motivation und Überwindung abverlangt, um alles geben zu können.

Das Ziel zum Greifen nahe, hatte aber die letzte Abfahrts- und Tragepassage noch einige Tücken zu bieten. Zwar führte ein Großteil der Strecke auf der Straße bergab, jedoch waren die Kurven nicht ohne. Wer nicht weit genug oben ansetzte und die Kurve so weit wie möglich außen ausfuhr, musste beim Schlussteil noch einmal eine unschöne Begegnung mit Steinen machen. Trotz der aufgestellten Warnschilder, dass die Athleten ihre Geschwindigkeit anpassen sollen, hielt sich kaum jemand daran und gab zum Endspurt noch einmal richtig Gas! Und auch der gefrorene, harte Boden des Zielhangs, welcher zu Fuß bewältigt werden musste, verursachte noch einige Stürze, Abschürfungen und blaue (und braune) Flecken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es eine nicht ganz ungefährliche Strecke war und einige Athleten wegen Materialdefekten aufgeben mussten.

Platzierungen der Herren (Senior)

Nach einer Stunde und 35 Minuten, erreichten die ersten Herren das Ziel: Kilian Jornet Burgada (ES) und Michele Boscacci (IT) passierten Hand in Hand gemeinsam vor Anton Palzer (DE) die Ziellinie. Laut Ergebnisliste sind beiden ex aequo auf dem ersten Platz mit einer Zeit von 01:35:28. Wenn man es ganz genau nimmt, dann trennen die beiden wenige Hundertstel von einander: 01:35:28,609 versus 01:35:28,690.

Bester Österreicher, mit einer top Leistung und dem 13. Platz, war Jakob Herrmann. Headcoach Alexander Lugger zeigt sich sehr zufrieden und ist stolz auf die erbrachte Leistung:

„Jakob hatte heute sein bestes Rennen überhaupt. Der geringe Rückstand von knapp vier Minuten auf dieser schwierigen, selektiven Strecke zeigt, dass er durchaus zur Weltelite aufgeschlossen hat.“

Auch Jakob selbst ist glücklich mit seinem Resultat:

„Es ist ein super Gefühl! Bergauf und bergab ging es mir sehr gut. Dazwischen habe ich ein bisschen zu viel riskiert und legte einen ziemlichen Sturz hin, wo ich mir das Kinn leicht aufgeschlagen habe. Insgesamt ist es für mich heute super gelaufen und ich bin mit der Platzierung und dem Zeitrückstand mega happy.“

Martin Weisskopf, Platz 23, verlor im ersten Anstieg leider etwas den Anschluss, konnte sich aber im Laufe des Rennens steigern und meinte, dass er immer besser in Schwung gekommen ist. Nachdem er beim letzten Weltcup in Andorra das Rennen nicht beenden konnte, freut sich Martin über die Platzierung und hofft, dass der Aufwärtstrend so weiter geht.

Patrick Innerhofer musste leider nach dem zweiten Aufstieg aufgeben, da er sich nicht fit genug fühlte. Nichtsdestotrotz blickt er dem morgigen Sprint positiv entgegen:

„Leider konnte ich heute meine Leistung nicht abrufen. Nach den ersten beiden Anstiegen war die Luft draußen und ich habe mich entschieden, taktisch für morgen die Notbremse zu ziehen. An was es gelegen hat, weiß ich nicht genau und aufgeben ist normalerweise nicht meine Sache. Jetzt konzentriere ich mich aber auf das morgige Rennen und werde dort alles raus holen!“

Herren Espoir & Jugend

Eine sehr starke Espoir Klasse der Herren, machte das Rennen für Daniel Zugg heute nicht so einfach. Headcoach Alexander Lugger lobte die solide Leistung und Daniel ist froh, dass er trotz einiger Probleme, heil im Ziel angekommen ist:

„Im Gegensatz zu meinen Konkurrenten bin ich heute bei der ersten Laufpassage schlecht weg gekommen. Aber gleich im ersten Anstieg konnte ich einige Plätze wieder gut machen. Bei den Wechseln habe ich die ein oder andere Sekunde verloren, da der Kleber auf den Fellen fast zu stark war. Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Leistung aber sehr zufrieden. Das heutige Rennen war nicht ganz ungefährlich und ich bin froh, dass ich bis auf ein paar Abschürfungen am Arm keine Verletzungen erlitten habe.“

Neuzugang Stefan Steiner zeigte sich bei seinem Weltcup Deput ebenfalls von seiner besten Seite. Ohne großer (sichtbarer) Aufregung und mit vollem Ehrgeiz, belegte Stefan inmitten der sehr starken Juniorenklasse gleich den erfolgreichen 10. Platz. Bei den Aufstiegen konnte Stefan sehr gut mithalten, bei den Wechseln und Abfahrten musste er sich eingestehen, dass hier noch einiges drinnen ist.

Erfolgreiche Damen

Nicht weniger spannend und erfolgreich ging es bei den Damen zu. Das Rennen für sich entscheiden konnte die im Gesamtweltcup führende Laetitia Roux (FR) mit einer Zeit von 01:42:30, gefolgt von Jennifer Fiechter (CH) und Emelie Forsberg aus Schweden.

Mit zwei fünften Plätzen durch Ina Forchthammer (Junioren) und Johanna Erhart (Espoir) zeigten auch unsere Damen, dass sie sich nicht unterkriegen lassen.

Headcoach Alexander Lugger ist mit der Entwicklung zufrieden und meint:

„Es ist sehr erfreulich, dass Ina in ihrer Klasse den 5. Platz, mit einem geringen Rückstand von nur drei Minuten, erreichen konnte. Gerade die Juniorinnen sind sehr stark. So war zum Beispiel die Junioren Sigerin Giulia Compagnoni durchaus schneller, als die besten Espoirs (Damen).“

Während bei Ina fast alles reibungslos abgelaufen ist (abgesehen von ein paar Überholschwierigkeiten im technischen Bereich), hatte Johanna leider einige Schwierigkeiten auf der Strecke. Nach einem Sturz auf der ersten Abfahrt und rutschigen Fellen, war der Kopf nicht mehr ganz so frei, was auch während des restlichen Rennens anhielt. Wie Johanna selber sagt, ist sie glücklich, dass alles gut gegangen ist und sie den Kampf gegen sich selber gewonnen hat.

Morgen geht es mit dem Sprint weiter

Morgen findet das zweite Rennen, der Sprint, im Rahmen des Weltcup Wochenendes statt. Gestartet wird voraussichtlich um 09:00 Uhr (Junioren), gefolgt von den weiteren Klassen und der Siegerehrung für das Individual und Sprint Rennen um 14:30 Uhr.

 

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