Update 19:45 Weltcup Font Blanca (AND) – Tag 3: Individual

Die Vorzeichen standen schlecht für das heutige Rennen in Font Blanca. Massive Schneefälle und dazu Wind mit Spitzen von 90 km/h verwandelten den ganzen Talkessel von Arcalis in eine lawinengefährliche Angelegenheit. Sicherheit steht bei der ISMF ganz oben, deshalb wurde schon am frühen Morgen reagiert.

Klare Ansagen bei den Coaches

In einem Coaches Meeting zu früher Stunde wurde beschlossen, dass das Rennen von der ursprünglich geplanten alpinen Durchführung auf die Piste zu verlegen und als Rundenrennen durchzuführen. Die 360 Höhenmeter sollten für die Herren 4 mal und für die Damen und Junioren 3 mal bewältigt werden.

Internationale Spitze neu…oder doch nicht?

WC Andorra 2016_ 05 _Indivitual Foto_Willi Seebacher LRExplosiv ging es im Schneesturm nach mehreren Startverschiebungen los. Wer mit schonendem Vorgehen der Weltspitze bei dem Sauwetter gerechnet hatte, wurde sofort eines besseren belehrt. Die vom letzten Jahr bekannten Karten sollten neu gemischt werden. Der Italiener Michele Boscacchi lief entfesselt weg, konnte zusammen mit dem Schweizer Werner Marti tatsächlich die Siegergarde der letzten Jahre erst einmal hinter sich lassen. Toni Palzer (GER), Kilian Jornet (ESP) und Matheo Jaquemoud (FRA) erholten sich aber rasch von dem anfänglichen Schock und schlugen bald zurück. Ein durch die einfache Strecke enges Rennen mit materialfordernden Gleitpassagen ermöglichte kaum Luft zwischen den Top-Athleten. Nach mehrmaligem Führungswechsel konnte schließlich doch der Großmeister Kilian Jornet das Rennen machen, gefolgt von Michele Boscacchi, Werner Marti, Matheo Jaquemoud, Xavier Gachet (FRA) und Toni Palzer auf Platz 6.

Das Damenpodium sah aber durchaus ungewohnte Gesichter. Die starke schwedische Bergläuferin Emelie Forsberg dominierte das Rennen, konnte vermutlich am besten mit den nordischen Temperaturen umgehen. Die Dominatoin der letzten Jahre, die Französin Laetitia Roux klemmte sich hinter Forsberg, musste jedoch im Lauf des Rennens nachgeben und schließlich die Spanierin Claudia Galizia Cotrina, deren Landsmännin Laura Orgue Vila  und auch noch Jennifer Fiechter aus der Schweiz ziehen lassen.

Start für die Österreicher gut, aber mit Wermutstropfen

Die Österreicher kamen im explosiven Start allesamt gut weg. Nicht selbstverständlich, da alle Klassen – anders als sonst üblich – miteinander gestartet wurden, auch die Amateure. Alle konnten sich gut einreihen bis auf Daniel Zugg, der knapp vor der ersten Bergankunft aufgeben musste:

„Bei mir hat sich plötzlich alles gedreht, das schlechte Gefühl schon auf der Anreise hat sich leider bestätigt. Ich habe aufgegeben um mich etwas auszukurieren und werde morgen nochmal angreifen.“

Rennverlauf bei den Seniors Herren

Jakob Herrmann setzte sich bei den verbliebenen Österreichischen Senioren an die Spitze. Die Meldungen, dass er mit minimalstem Rückstand ungefähr auf dem 20. Platz liegt, war schon sensationell…immerhin wissen wir, dass er sich im Laufe eines Rennens enorm steigern kann. Was er auch gemacht hat, und schließlich mit Platz 21 und nur 6:45 Minuten Rückstand finishen konnte:

„Top20 hätte ich mir schon erwartet heute. Aber die einfach Strecke ist auch den schlechteren Skifahrern entgegen gekommen, dadurch habe ich nichts auf den Abfahrten rausholen können. Morgen geht vielleicht mehr.“

Noch vor der letzten Abfahrt musste schließlich auch ein weiteres heißes Eisen aufgeben. Martin Weißkopf erlebte seine erste Aufgabe in vielen Jahren Wettkampf-Skibergsteigen:

„Ich bin sehr enttäuscht. Seit der ÖM Vertical bin ich mit einem schlechten Feeling unterwegs. Konnte den Puls nicht raufbringen, habe mich unheimlich geplagt und musste schließlich den Stecker ziehen. Morgen wird ich nochmal mein Bestes geben und hoffen, dass die gewohnte Leistung abrufbar ist.“

Armin Höfl konnte das zweite Mal Weltcupluft schnuppern und konnte das mit Platz 35 und 10:31 Minuten Rückstand offensichtlich ganz erfolgreich, wenn auch mit Problemen:

„Ich habe keine Luft bekommen und die Bindung ist mir bei den argen Bedingungen eingefroren. Jedenfalls habe ich wieder viel gelernt, und morgen gibt’s nochmal Vollgas!“

Sehr erfolgreich: Damen und Junioren

Das was die „Alten“ können, können die Jungen schon lang. So hat z.B. Weltcupdebütantin Johanna Erhart auf der Ihr entgegen kommenden Strecke ein wirklich gutes Rennen hingelegt…zumindest auf den ersten 2 Dritteln, auf denen sie zeitweise auf Platz 3 lag. Am Ende wurde es „nur“ Platz 5 bei den Espoir Damen:

„Es ist mir wirklich gut gegangen, aber auf der dritten Runde ist der Hammer gekommen, ich bin völlig blau gelaufen. Dazu habe ich bei den Wechseln immer Zeit liegen lassen. Die waren nicht gut. Auf morgen freu ich mich, da bin ich sicher nicht weit weg!“

Die beiden Juniorinnen Verena Streitberger und Ina Forchthammer gingen durchaus als Hoffnungsträger ins Rennen. Verena konnte aber keinen guten Schritt finden, landete auf Rang 6:

„Mir hängt noch eine Verkühlung nach, Probleme mit der Bindung hatte ich auch, das Rennen muss ich leider abhaken und hoffe morgen auf mehr Glück.“

Ina Forchthammer lieferte dagegen ein hervorragendes Rennen ab. In den Anstiegen ist die junge Pongauerin immer voll dabei gewesen, oft sogar auf Platz 3 und damit auf Medaillenkurs. Die Abfahrten waren aber ein Problem und am Ende wurde es Platz 4:

„Beim Aufsteigen war ich immer wieder dabei, aber mein Ski war langsam heute. 4. Platz ist halt schade, die Medaille war in Griffweite. Aber ich bin zufrieden, dass ich wieder vorne dabei bin!“

Weltcup-Neuling Stefan Fuchs schlug sich hervorragend, konnte die anfängliche Nervosität gut in den Griff kriegen und kämpfte wie ein Löwe. Der 9. Endrang von 20 klassierten sagt viel aus….so eine Erstergebnis kommt nicht von ungefähr. Dennoch war Stefan nach dem Rennen unzufrieden:

„Im Aufstieg war ich beim zuletzt Drittplatzierten immer dabei, aber auf der Abfahrt bin ich praktisch gestanden. Links und rechts sind mir die Konkurrenten um die Ohren gefahren.“

Stefan Fuchs in ärztlicher Behandlung, Rückholung nach Innsbruck

Kurz nach dem Rennen, beim Mittagessen dann der Schock: Stefan hatte zunehmend sehr weiße Finger an der rechten Hand, sofort war klar, dass es sich um Erfrierungen handelt. Headcoach Alex Lugger verlor keine Zeit und alarmierte die Rettung, die Stefan in Begleitung von Simone Binder ins Krankenhaus der Hauptstadt Andorra La Villa brachte. Die Untersuchung ergab hauptsächlich ein Problem am Zeigefinger, weshalb entschieden wurde, Stefan in Begleitung mit dem ersten möglichen Flug morgen früh um 8:00 Uhr von Barcelona in die Innsbrucker Uniklinik zu bringen. Die Ärzte dort sind informiert und alle sind sicher, dass die Verletzung von Stefan dort bestmöglich versorgt werden kann.

Die wichtigste Info des Tages ist, dass wir Stefan Fuchs jetzt in guten Händen wissen und seine Erfrierung von Top-Spezialisten angeschaut werden wird. Danke an den ÖSV für die rasche und unkomplizierte Hilfe heute Nachmittag und natürlich an unser Betreuerteam vor Ort, das die rasche Heimholung von Stefan organisiert und ermöglicht hat. Dass sich das online-gehen des Berichts dadurch a bissl verzögert hat ist klar, wird aber sicher von unseren Lesern entschuldigt. Gute Besserung, Stefan!

Morgen geht der Rest der Mannschaft an den Start beim Verticalrennen in Arinsal, der planmäßig zwischen 9:20 und 10:40 erfolgen wird.

Wir berichten wieder Live!

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