Weltmeisterschaft Verbier Tag 8: Platz 5 in der Herrenstaffel, Jugendstaffel ehrenvoll im Abschlussbewerb

Als Abschlussbewerb der WM der Skibergsteiger in Verbier (SUI) wurde heute das Staffelrennen veranstaltet. Auf einer kurzen Wettkampfstrecke mit allen Elementen des Skibergsteigens treten in dieser wohl spannendsten Disziplin bei den Herren 4er Staffeln und in der Jugend und bei den Damen 3er Staffeln an, wobei bei den Jugendstaffeln mindestens ein Mädchen am Start sein muss. Das Rennen fand heute wieder im Tal statt, am selben Ort, an dem die WM letzte Woche begonnen hatte, nämlich am Gelände des Sprintrennens. Die Begeisterung der Bevölkerung rundherum war heute wieder sensationell, sowohl auf der Strecke als auch im Ziel wurden die Athleten von ersten bis zum letzten voll angefeuert- natürlich eine wahnsinns Motivation für alle Teilnehmer, ob Jugend oder Senior. Ein großer Vorteil war heute wieder, dass die gesamt Strecke einsehbar war. Die Positionskämpfe an den vordersten Rängen – und das waren nicht wenig, auch bei den Österreichern – konnten durchgehend mitverfolgt werden.

Für Österreich gingen heute jeweils eine Jugend- und eine Herrenstaffel an den Start, wobei die ambitionierte Jugendstaffel die einzige im Feld war, die 2 Mädchen ins Rennen schickte. Ein taktischer Nachteil, aber allemal ein Zeichen für die Stärke unserer Jung-Athletinnen. Die Staffel ging in der Reihenfolge Ina Forchthammer (18, St. Johann/Salzburg), Jakob Siedler (15, Alpbach/Tirol) und Verena Streitberger (17, Maishofen/Salzburg) ins Rennen. Ina Forchthammer  startete als erste ins Rennen und legte einen guten Lauf hin. Enorm stark lief heute Jakob Siedler, er schaffte bei seinen gleichaltrigen Cadet-Kollegen die drittbeste Zeit:

„Heute bin ich ohne Erwartungen ins Rennen gegangen und es hat gut geklappt, ich bin mit meinem Lauf doch recht zufrieden.“

Gegen die Konkurrenz der männlichen Athleten der Juniorenklasse hatte die dritte Starterin Verena Streitberger natürlich keine Chance, sie beendete aber trotzdem tapfer und mit einer guten Zeit die Runde. Für die drei Athleten diente die heutige Staffel zu Trainingszwecken, denn dass eine Gruppe bestehend aus zwei Damen und einem Herren gegen die anderen Nationen mit zwei Herren und einer Dame keine Chance hat, war von Anfang an klar, mit einem fünften Rang bei den startenden fünf Staffeln hat daher jeder gerechnet. Dabei sind die Österreichischen Jungathleten dann sogar noch auf Rang vier vorgerückt, denn die Schweizer wurden aufgrund eines ausgelassenen Tores bei der Abfahrt disqualifiziert. Der Sieg ging an die favorisierten Italienerinnen Alba de Silvestro / Andrea Prandi / Davide Magnini in 30:10 Minuten, die Plätze gingen an Frankreich und Spanien.

Das Damenrennen dominierte wenig überraschend die französische Equipe. Das Team Axelle Mollaret / Marion Maneglia / Laetitia Roux fuhr den Sieg in 32:06 Minuten ein, gefolgt von den Damen aus der Schweiz und Spanien.

Heiß zur Sache ging es bei den Herrenstaffeln. William Bion Mardion (FRA) lief als erster bei den Franzosen ein gewaltig starkes Rennen und holte für seine Mannschaft einen großen Vorsprung heraus. Hart war der Kampf an den folgenden Positionen. Und dabei eine Sensation für Österreich: Martin Weißkopf (Prägraten/Tirol) kam nahezu zeitgleich mit Sepp Rottmoser (GER) zur Übergabe in den Start-/Zielbereich. Österreich schien als dritter in der Liste auf, ein harter Brocken kam auf den zweiten Athleten der Staffel, Tom Wallner (Bischofshofen/Salzburg) zu. Er musste die Zeit so gut es ging halten. Der Vorsprung auf seine Verfolger (Lenzi, ITA und Ecoeur, SUI) betrug acht Sekunden, Cornelius Unger (GER) startete zeitgleich mit ihm weg. Tom überholte gleich zu Beginn Unger und lag doch einige Zeit im ersten Anstieg an zweiter Stelle, bis ihn Lenzi und Ecoeur überholten. Daniel Rohringer (Gosau/Oberösterreich) konnte als dritter Starter der Österreicher noch gut die Zeit halten und ging an fünfter Position ins Rennen. Denn inzwischen hatte sich auch die spanische Staffel eingemischt und Rang vier eingenommen, zwischen Deutschland und Österreich herrschte damit ab jetzt zwischen Daniel Rohringer und Toni Lautenbacher ein Kampf um Rang 5 und dadurch um den Platz am Podium der Siegerehrung. Toni kam knapp vor Daniel in Ziel, Österreich damit vorläufig auf sechster Stelle. In der letzten Runde schickten die Nationen natürlich nun noch ihre Joker ins Rennen, Jakob Herrmann (Werfenweng/Salzburg) trat dabei gegen Kilian Jornet und Toni Palzer an. Während die ersten drei Mannschaften harte Duelle mit nur ganz geringen Abständen auf der letzten Runde durchfochten, ging Kilian Jornet ein solides Rennen für Spanien, gefolgt von Toni Palzer hinter ihm und dann ganz knapp dahinter Jakob Herrmann. Jakob ließ sich von Toni nicht abhängen – zum Glück! Denn Palzer stürzte in der Abfahrt, Jakob Herrmann konnte in den gewonnenen Sekunden überholen und somit Platz 5 (37:25 Minuten) für Österreich ins Ziel fahren.

Mit ein Grund für den Erfolg war wohl auch der super Servicemann des Teams. Daniel Zugg war heute in der Betreuerrolle seiner Teamkollegen und präparierte ihre Ski perfekt – Material, Leistung und auch Glück haben heute grandios zusammengespielt.

Noch ein Detail am Rande: nicht nur aufgrund der Positionskämpfe war es ein Zittern bis zuletzt: Weißkopf und Wallner haben sich ganz am Ende der gekennzeichneten Zone berührt um zu übergeben. Ein Zielfoto hat erst nach dem Bewerb entschieden, dass es sich um rund 20 cm noch ausgegangen ist, ansonsten hätte eine Strafe gedroht und damit ev. der Verlust des fünften Ranges.. aber das Glück war damit heute definitiv endlich auf österreichischer Seite.

Die Kommentare im Ziel:

Martin Weisskopf:War ein perfektes Rennen heute, alles ideal gelaufen, hätte nicht besser laufen können.”
Thomas Wallner: „Ich bin super weggekommen, habe um jede Sekunde gekämpft. Eins der besten Rennen meiner Karriere!“
Daniel Rohringer: „ Ein super Rennen mit wunderbarer Stimmung. Ich konnte vor allem in den Tragepassagen punkten und auf den Abfahrten.“
Jakob Herrmann: „Was für ein Rennen! Ich habe nicht nachgegeben und ließ mich von Palzer nicht abschütteln. Ich hoffe, dass ihm beim Sturz nichts passiert ist, aber bin überglücklich, den 5. Rang eingefahren zu haben!“

Alexander Lugger war als Headcoach bei allen Entscheidungen auf dem engen Raum der Staffel-Strecke live dabei. Mit den abschließenden Leistungen der Österreichischen Athleten ist er sehr zufrieden:

„Bei der Jugendstaffel war durch die Zusammensetzung mit 2 Mädchen und einem Burschen klar, dass wir praktisch chancenlos sind. Was die drei dann trotzdem geleistet haben, verdient höchsten Respekt. Bei der Herrenstaffel ist das Abschneiden nach der intensiven Woche eine absolute Sensation. Mit extremem Kampfgeist haben sich unsere Burschen den 5. Platz in der absoluten Weltspitze erarbeitet. Das ist der Weg in die Zukunft.“

Mit einem Lächeln fügt er in Hinblick auf die Pechserie am Beginn der WM Woche hinzu:

„Gerne blieben wir noch eine Woche in Verbier, unsere Sportler werden ja jeden Tag besser.“

In der Nationenwertung landete Österreich unter Berücksichtigung aller Bewerbe mit 478 Punkten auf Rang 6 und wurde damit gegenüber der EM 2014 von Deutschland (505 Punkte) überholt. Karl Posch als sportlicher Leiter der Sparte Skibergsteigen im ÖSV freut sich dennoch über das Gesamtergebnis:

„Wir haben gezeigt, dass die Aufbruchsstimmung im Österreichischen Skibergsteigen nach der Integration in den ÖSV enorm ist. Die Leistungen im Kader und vor allem bei den Jugendlichen waren auf Top-Niveau und sind eine Basis für die bereits begonnene Aufbauarbeit. Unsere Athleten haben hervorragende Leistungen gezeigt. Die Jugend ist unser Kapital und wir werden für die Zukunft besonderes Augenmerk auf den Nachwuchs richten.“ 

Und ergänzend zur in Verbier viel diskutierten Nationenwertung:

„Diese Quotenregelung der Top-Nationen muss zweifellos überarbeitet werden. Wenn die Italiener und Franzosen dreimal so viele Athleten in die Rennen schicken dürfen als wir, dann ist das keine Chancengleichheit. Dass wir als Außenseiter trotzdem punkten können, haben wir in dieser Woche eindrucksvoll bewiesen.“

Nun geht’s für die Mannschaft noch zur Siegerehrung, bevor morgen die lange Reise nach Hause am Programm steht. Aber mit den Leistungen der letzten Tage lässt sich diese recht leicht antreten.

Hier der Link zur abschließenden Nationenwertung der ISMF.

Danke an alle, die während der WM so brav unsere Berichte gelesen und Daumen gehalten haben!

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