SkimoTeamGermany: ein Blick zu den Nachbarn

Heute möchten wir mit dem SkimoTeamGermany das Team, die Strukturen und auch einen Blick in die Entwicklungen der Zukunft vorstellen. Denn das ist fix: In der kommenden Saison wird wohl vieles anders werden. Eines bleibt aber mit Sicherheit bestehen: Die gute Kooperation zwischen den beiden SKIMO Nationen Österreich und Deutschland.

SkimoTeamGermany: die Mannschaft

Beginnen wir in unserer Vorstellung mit den wichtigsten Personen, die das Team überhaupt entstehen lassen: den Athletinnen und Athleten.

Der Kader des SkimoTeamGermany setzt sich aktuell aus einer 3-köpfigen Weltcupmannschaft und jeweils sechs Athletinnen und Athleten in der Perspektivmannschaft und in der Nachwuchsmannschaft, davon fünf Damen, zusammen.

Weltcupmannschaft

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Keine Unbekannten in der Szene sind die drei Weltcupathleten. Einer davon gehört zu den erfolgreichsten Athleten der Weltspitze im Skibergsteigen und ist ein heißer Stockerlkandidat in jedem Winter: Anton Palzer („Donei“), der mit seinen 27 Jahren inzwischen seit 11 Jahren (!) ein fester Bestandteil der Weltcupmannschaft ist. Doppelter Vizeweltmeister (Vertical 2015, Sprint 2017), Zweit- (2019) und Drittplatzierter (2016) im Gesamtweltcup und Sieger im Vertical Gesamtweltcup (2018) – Erfolge wie diese bestätigen auszugsweise, dass Toni zu den besten Allroundern der Szene gehört.

Toni Palzer gehört zu den heißesten Stockerlplatz-Kandidaten. Bild: DAV

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Einer von dem man in den kommenden Saisonen sicher noch einiges hören wird, ist neben Toni Palzer der zweite Berchtesgadener in der Weltcupmannschaft: Stefan Knopf oder „Knepfei“, wie ihn seine Freunde nennen. Zu seiner Leistungsexplosion trägt mit Sicherheit auch seine Berufsausbildung bei der Landespolizei bei. Hierbei profitiert der 23-jährige von den guten Strukturen, die Profisportlern geboten werden, sich neben der Ausbildung voll auf den Sport und das Training konzentrieren zu können.

Stefan Knopf, eine der zukünftigen Hoffnungen. Bild: DAV

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Der aktuell jüngste im Bunde ist der 20-jährige David Sambale. Zum Wettkampfsport Skibergsteigen kam er über das Jugendcamp und bereits einen Winter später konnte er seinen ersten deutschen Meistertitel in der Jugend gewinnen, auf den weitere Titel folgten. Die kommende Saison will der Allgäuer international sein Talent unter Beweis stellen und punkten, indem er dem Weltcup oberste Priorität gibt.

David Sambale komplettiert das Weltcup-Team. Bild: DAV

Perspektiv- und Nachwuchsmannschaft

Wenngleich noch nicht fix im Weltcup Team aber jederzeit – leistungsabhängig – einsatzbereit sind die sechs Athleten der Perspektivmannschaft (Jacqueline Brandl, Marc Dürr, Thomas Kletzenbauer, Alex Kunz, Alois Kunz, Tatjana Paller, alle Klasse Senior oder U23), sowie der Nachwuchsmannschaft (Franz Eder, Finn Hösch, Antonia Niedermaier, Sophia Weßling, Josef Pelzer, Anna-Maria Michel, alle Klasse U20 oder U18).

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Besteht die Weltcupmannschaft aus Personen, die aus Sicht des DAV in der kommenden Saison bereits in der erweiterten Weltspitze mitlaufen kann, so finden sich aber auch in der Perspektiv- und Nachwuchsmannschaft Athletinnen und Athleten mit internationalem Potential, erklärt Hermann Gruber, der sportliche Koordinator der Wettkampf-Sparte Skibergsteigen im DAV:

„Wir haben uns bewusst zu unserer Definition des Weltcupteams entschlossen. Wir sehen da nur Athletinnen und Athleten, welche in der erweiterten Weltspitze im Bereich der Kategorien des Weltcups angesiedelt sind. Die Perspektiv- sowie die Nachwuchsmannschaft sind aber genauso Teil des SkimoTeamGermany und gehören zur Nationalmannschaft. Sie werden alle auf die Weltcupstarts in ihren Klassen vorbereitet. Hier haben wir nur interne Förderungen und Forderungen abgestimmt, um den unterschiedlichen Forder- und Förderungsbedürfnissen der Mannschaften besser gerecht werden zu können.“

DAV Perspektiv- und Nachwuchsmannschaft. Bild: DAV

Jahre der Entwicklung für die Sportart und die Mannschaften

Mit der Saison 2018/19 hat Hermann Gruber das Skibergsteigen von seinem langjährigen Vorgänger Matthias Keller übernommen. Die laufende Professionalisierung in der Sportart, auch aus internationaler Perspektive innerhalb des Weltverbandes ISMF, die Bestrebungen, das Skibergsteigen olympisch zu machen und der generelle Trend des Skibergsteigens als beliebter Freizeitsport, haben dabei für Hermann Gruber die letzten Jahre auch im DAV einige positive Veränderungen ermöglicht.

„Als ich beim DAV begonnen habe, waren vier Athletinnen und Athleten in der Nationalmannschaft und es gab keinerlei Nachwuchsarbeit. Jetzt haben wir 15 Athletinnen und Athleten in der Nationalmannschaft und neun Athletinnen und Athleten in der Beobachtungsmannschaft. Das sehe ich als ersten Erfolg an und stimmt mich sehr positiv für die Zukunft.“

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Grundsätzlich sieht Hermann Gruber die Entwicklung der Sportart als ein langfristiges Projekt:

„Den Athletinnen und Athleten der unterschiedlichen Gruppen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich langfristig zu entwickeln. In den nächsten Jahren wird sich dabei zeigen, wie sich die Effekte der gezielten Nachwuchsarbeit auf die Leistungen der Weltcupmannschaft auswirken. Ganz bewusst ist dies ein anderer Weg, als in vielen weiteren Wintersportarten, da auch das durchschnittliche Höchstleistungsalter im Wettkampfsport etwas höher liegt.“

Nachwuchsarbeit, wie hier Hermann Gruber beim Jugendcamp, liegt dem DAV sehr am Herzen. Bild Karl Posch

Aktiv wird im Nachwuchsbereich auch hinsichtlich des Damenanteils gearbeitet, in der Nachwuchsmannschaft machen sie inzwischen 50% des Teams aus.

Die zunehmende Professionalisierung im SkimoTeamGermany sieht man auch im Betreuerstab, der mit dem Team kontinuierlich gewachsen ist. Momentan umfasst dieser die drei hauptamtlichen Mitarbeiter (Sportdirektor, sportlicher Koordinator, PR-Koordinatorin) für die Leitung des Tagesgeschäftes, sowie die strukturelle Ausrichtung des Teams innerhalb der DAV Leistungssport GmbH. Der Bundestrainer und der Nachwuchstrainer planen den langfristigen Leistungsaufbau des Teams im Trainings- und Wettkampfbetrieb, der Teamarzt und zwei Teamphysiotherapeuten bilden gemeinsam mit zwei Trainings- und Physiozentren (das Zentrum für Gesundheit & Prävention Fuchs im Berchtesgadener Land und im Oberland das Sport- und Physiotherapie Zentrum Oberland) das medizinische Netzwerk.

Geplant werden in der Organisationsstruktur aber noch zusätzliche Erweiterungen, berichtet uns Hermann Gruber:

„Für die Optimierung für unsere Athletinnen und Athleten kann es nie schnell genug gehen. Ich sehe uns hier auf einem guten Weg. Wir planen derzeit die Aktivierung von drei Stützpunktregionen in welchen die notwendigen Rahmenbedingungen für den Leistungssport zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehört auch die Erweiterung unseres medizinischen Netzwerks in der Region des Allgäus. Es ist weiter ebenfalls gerade ein ganzheitlicheres, ärztliches Netzwerk im Aufbau, um die Athletinnen und Athleten bestmöglich versorgen zu können. Dies soll zukünftig von unserem Teamarzt geleitet werden und von der Prävention bis hin zu „back-to-competition“ Maßnahmen alles umfassen.“

Obwohl in der strukturellen Entwicklung in den letzten Jahren bereits viel geschehen ist und viele Erweiterungen bereits knapp vor der Umsetzung stehen, so gibt es laut Hermann Gruber noch „Luft nach oben“:

„Natürlich haben wir im Bereich Skimo noch lange nicht die Zielvorstellungen erreicht. Es gibt vor allem strukturell noch einiges an Arbeit. Wir wünschen uns hier für die Sportart ein durchgängiges Konzept von der Sektionsarbeit, über die Landesverbände bis hin zum SkimoTeamGermany. Das wäre der entscheidende nächste Schritt für die Sportart in der nationalen Entwicklung. Parallel dazu versuchen wir aktuell die Strukturen im Leistungssport zu verbessern. Mit dem Bergsportfachverband Bayern steht uns nun ein Landesverband zur Seite. Hier befinden wir uns in Gesprächen, wie die Aktivierung des Landesverbands erfolgen kann und in welchem Umfang.“

Zusätzlich ist für Hermann Gruber durch die deutlich erkennbare Professionalisierung der Sportart eine ganzheitlich betrachtete Schaffung von optimalen Rahmenbedingungen ein großes Anliegen. Neben der Ermöglichung von besseren Trainingsumfeldern gehört dazu auch das Übernehmen der sozialen Verantwortung, beispielsweise durch die Entwicklung eines duales Konzeptes für Athletinnen und Athleten für die Zeit nach ihrem Leistungssport, um ihren Karriereweg verantwortungsvoll zu begleiten. Des Weiteren sollte durch bessere Abstimmung und Koordination die Trainiersituation optimiert und deren Planungssicherheit erhöht werden.

Wie in jeder Branche im Spitzensport muss sich auch das Skibergsteigen unter Hermann Gruber natürlich die Frage der passenden Vermarktung stellen:

„In der heutigen Zeit steht der Verband zu seinen Prinzipien und geht nicht jeden möglichen Weg mit. Dies erfordert aber natürlich oftmals eine kreative Lösungsfindung für den Leistungssport, um konkurrenzfähig zu werden.“

Kooperationen AUT & GER

Konkurrenz vs. Freundschaft

Wenngleich auf den internationalen Ergebnislisten die zwei Nachbarnationen Deutschland und Österreich Konkurrenten sind (genau genommen herrscht ein „geschwisterlicher“ Konkurrenzkampf: bei Großevents ist es zwar wichtig, vor der jeweils anderen Nation zu liegen, was aber dann gemeinsam mit dem „Verlierer“ stets gebührend gefeiert wird ;)), so verbindet beide Nationen eine intensive Zusammenarbeit und ein guter Zusammenhalt seit den Anfangsjahren des Wettkampfskibergsteigens. Das zeigt sich nicht nur im freundschaftlichen Verhältnis der Athleten untereinander, sondern auch in den Kooperationen zwischen den Verbänden. So gibt es zum Bespiel stets gemeinsame Informanten vor Ort bei den Rennen und die Fotografen arbeiten zusammen.

Jugendcamp und Alpencup

Darüber hinaus bestehen aber auch im Veranstaltungsbereich zwei langjährige, intensive Kooperationen: das Internationale SKIMO Jugendcamp und der SKIMO Alpencup.

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Während das Jugendcamp, alternierend ausgerichtet vom DAV oder von SKIMO Austria, heuer inzwischen schon in die 14. Runde gehen soll (geplant wäre es im Dezember 2020 gewesen, es wird jedoch aufgrund der aktuellen COVID-Maßnahmen nun auf Anfang Februar verschoben), so feierte der SKIMO Alpencup erst 2017 Premiere. Der Erfolg in dieser professionellen Kooperation zeigte sich schnell, bereits 2019 erlangte mit der Hochkönig Erztrophy der erste Alpencup Bewerb Weltcup-Ehre, 2020 folgte der Jennerstier und 2021 ist die Marmotta Trophy am Zug, sodass abwechselnd jedes Jahr eine Alpencup Veranstaltung als Weltcup ausgetragen wird.

2020 konnte Hermann Gruber als sportlicher Koordinator im DAV seine Athleten erstmals im Ziel eines Weltcup Rennens auf deutschem Boden empfangen. Bild: Philipp Reiter

Strategische Zusammenarbeit in der ISMF zwischen Strukturausrichtung und Olympiavermarktung

Im internationalen Verbandswesen besteht zwischen den beiden ISMF-Mitgliedsnationen Deutschland und Österreich seit jeher eine strategische Zusammenarbeit. Von Seiten des DAV bringt sich hier vor allem Herman Gruber als sportlicher Koordinator ein.

„Bereits nach den ersten Treffen mit den Vertretern aus Österreich war zu erkennen, dass wir recht ähnliche Vorstellungen bezüglich der Entwicklung der Sportart haben und so hat sich hier ein sehr reger und enger Austausch entwickelt. Es war mir persönlich sehr schnell klar, dass sich die ISMF auf die kommenden Aufgaben vorbereiten muss und dazu eine Analyse der IST Situation notwendig ist. Daher wurde schon vor 2 Jahren von mir eine Motion eingereicht mit dem Ziel, sich selbst als Verband zu analysieren und neue Ziele zu definieren und diese dann mit einer neuen Struktur und Ausrichtung anzugehen. Dies stieß auf große Zustimmung bei allen Mitgliedsverbänden und so konnte die Arbeit bereits kurz nach der Generalversammlung beginnen. Es wurde daraufhin der Verband komplett analysiert und notwendige Veränderungen definiert.

Leider konnte diese Umstrukturierung auf Grund der COVID-Situation noch nicht final zur Abstimmung bei der Generalversammlung gebracht werden, ist jedoch für die nächsten Monate geplant. Ich denke, dass dies die notwendige Reaktion des Verbandes auf die veränderten Rahmenbedingungen sein muss und die ISMF somit wieder optimal aufgestellt ist für die kommenden, spannenden Zeiten im näheren Umfeld der Olympischen Spiele 2026.

Auch hierfür wurde dieses Jahr die nächste Arbeitsgruppe auf den Weg gebracht, welche die Aufgabe hat, anhand der neuen Struktur das Wettkampfwesen komplett zu überarbeiten und auf die Zukunft vorzubereiten. Wie man in den letzten Jahren gesehen hat, müssen wir hier einfach der modernen Vermarktung und leistungssportlichen Entwicklung Rechnung tragen. Es ist deutlich erkennbar, dass die Sportart ein fernsehtauglicheres Wettkampfprofil benötigt. Dies wurde von uns bereits beim Jennerstier 2020 ausgetestet und die Ergebnisse bestätigen unsere Beobachtungen der letzten Jahre. Die Streckenführung muss zuschauerfreundlicher werden, um jeden die Möglichkeit zu geben unsere faszinierende Sportart, die immer athletischer geworden ist, live verfolgen zu können. Zudem wird sie dadurch auch livebildtauglicher, was notwendig ist für eine bessere Vermarktung.

Es gibt noch viele Aufgaben im Bereich der ISMF, jedoch sehe ich sie auf einen sehr guten Weg und möchte hier auch dem neuen Präsidenten Thomas Kähr danken für sein Engagement und die gute Zusammenarbeit.“

Zeit, DANKE zu sagen

All diese Planungen und Betätigungen wären nicht möglich ohne die verlässlichen Partner. Sei es im medizinischen Bereich aber vor allem auch im Bereich des Sponsorenpools, bedankt sich Hermann Gruber bei den Kooperationspartnern:

„Trotz der wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit war es uns möglich, mit den allermeisten Sponsoren im Pool eine Verlängerung der Partnerschaft zu vereinbaren, wofür wir sehr dankbar sind. Auch ist es sehr erfreulich, dass alle Partner unseren Weg gut finden und uns noch umfassender unterstützen, als dies schon in der Vergangenheit der Fall war, um die Nachwuchsarbeit weiter vorantreiben zu können. Hier kann man nicht oft genug DANKE sagen an all unsere Partner für diese tolle Zusammenarbeit.“

Und in diesem Sinne möchten auch wir uns bei Hermann Gruber für die spannenden Einblicke in das SkimoTeamGermany und in die strukturellen Entwicklungen ganz herzlich bedanken.

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Das SkimoTeamGermany bedankt sich bei seinen Partnern und Sponsoren für die gute Zusammenarbeit.

Bild: Maurizio Torri

Weitere Infos zum SkimoTeamGermany sind unter folgendem Link zu finden.

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