Wie gefährlich ist das Pistengehen?

Noch wenig Schnee in der freien Bergwelt, aber die Skigebiete sind schon bestens mit Maschinenschnee weiß gezaubert. Jedes Jahr das gleiche Spiel mit steigender Frequenz: immer mehr Tourengeher nutzen die Vorsaison, um die Kondition aufzubauen und einen sauberen Übergang von den Sommersportarten zum Winter zu schaffen. Als Verband erhalten wir immer wieder Anrufe und Mails, wie denn das jetzt mit dem Pistengehen in Österreich ist und wie gefährlich das wirklich wäre. Deshalb setzen wir hier eine kleine Zusammenstellung online:

Das Portal skitourengehen.info hat sich mit dem Thema schon mehrfach auseinandergesetzt und bietet auch eine Sammlung an „legalen“ Pistentouren an.  Auf der Webseite finden sich auch die vom Kuratorium für alpine Sicherheit ausgearbeiteten Regeln für Skitourengeher auf Pisten.

Die Argumente der Pistengeher und deren Gegner prallen seit Jahren ungebremst aufeinander. Jedes Argument einer Seite wird sofort von einem Gegenargument der anderen Seite entkräftet. Dass es keine klaren Rechtsstatus gibt zeigt alleine schon die Tatsache, dass in vielen Jahren keine einzige gerichtliche Entscheidung gefallen ist, ob denn nun auf Pisten gegangen werden darf oder nicht. Man möchte meinen, dass bei einem angemessenen Maß an Vernunft Platz für alle Wintersportler wäre. Die Umsätze auf den (Touren-)Skihütten am Abend sind dabei durchaus auch zu beachten.
Geld regiert die Welt…wenn in Skigebieten Lösungen für ein finanziell interessantes Miteinander gefunden werden, dann werden die auch sofort umgesetzt, wie das zuletzt kolportierte „Saisonkartenmodell“ auf der Gemeindealpe in Niederösterreich oder das Skitouren-Angebot am Kitzsteinhorn in Salzburg zeigen.

Die Argumente für und gegen Tourengehen auf der Piste sind im Wesentlichen:

Argumente der Befürworter:

  • Leicht und einfach zu benutzen, dazu kostenlos
    Ja, aber der Aufsteiger darf auch bei steileren Stellen nicht in die Piste queren. Und die von den Tourengehern benutzen kostenlosen Parkplätze nehmen den Platz für zahlende Alpinskifahrer weg.
  • Die Tourenroute war schon früher da als die Piste
    Stimmt zwar, ist rechtlich aber nicht ganz astrein….die Piste muss nämlich auch als Betriebsgelände gelten, zumindest wenn dort mit Betriebsmitteln wie Pistengeräten gearbeitet wird.
  • Nach Betriebsschluss ist eh keiner da
    Die Präparierung findet – um die Gefährdung der Alpinskifahrer zu vermeiden – ausschließlich nach Betriebsschluss statt. Das Gefährdungspotential für Nachttourengeher ist also groß!

Argumente der Gegner:

  • Aufsteigende Tourengeher behindern den Pistenskilauf
    Solange am Pistenrand aufgestiegen wird, ist dies de Fakto kein größeres Problem als ein dort rastender Alpinskifahrer.
  • Tourengeher zerstören die Piste nach der bereits erfolten Präparierung
    Ist nur ein Problem im Frühling, wo in den Firn gecarvte Schwünge gefrieren und am Morgen hart sind. Selbes Problem erzeugen Spät-Abfahrer aus Skihütten.
  • Aufsteiger gefährden sich und andere während der Präparierung
    Ein Unfall mit einem Pistengerät ist eine Katastrophe. Besonders gefährlich ist dabei das zur Präparierung verwendete Windenseil. Auch die psychologische Komponente für den einsam in der Dunkelheit sich bewegenden Pistengerät-Fahrer ist nicht zu unterschätzen.

Argumentativ das schwerwiegendste Thema ist insgesamt sicher die Windenpräparierung am Seil. Seilpräparierungen sind in den letzten 15 Jahren zum Quasi-Standard geworden, weil die Pisten dadurch glatter werden und die Schneeverteilung besser gelingt.  Die Skigäste erwarten das! Die Seile sind dabei während der Arbeiten tödliche Werkzeuge für Personen, die in deren Bereich kommen. Wie gefährlich die Windenpräparierung sein kann, zeigt ein Film auf Youtube von der Bergwacht Lenggries. Sperrungen wegen Präparierung sind keineswegs eine Schikane der Liftbetreiber, sondern todernst. Es ist dabei auch zu beachten, dass keine Versicherung der Welt für einen Unfall bei gesperrter Piste haften wird.

Als Hintergrund sollte man als Tourengeher immer beachten: die Pisten wurden für Alpinskifahrer gebaut und werden für diese mit enormem Aufwand an Geld und Zeit in Schuss gehalten. Als Tourengeher ist man Gast!

 

Der ASKIMO empfiehlt:

  • Halte Dich an die Regeln für Skitourengeher auf Pisten.
  • Akzeptiere Sperrungen
    Sperrungen haben entweder einen handfesten Sicherheits-Grund oder wurden von Skigebieten ausgesprochen, die ohnehin keine Freude mit Tourengehern haben. Beides ist zu respektieren.
  • Steige bei laufendem Skibetrieb immer am Rand auf
    Querungen immer von der Piste weg machen. Bitte auch keine Hunde mitnehmen, auch nicht an der Leine; sie sind für Abfahrer unberechenbar.
  • Bei Nachttouren auch im Aufstieg immer eine Stirnlampe eingeschaltet haben und möglichst reflektierende Kleidung tragen
    Das verhindert unliebsame Begegnungen mit entgegenkommenden Sportlern
  • Pistengeräte bei der Arbeit sind ein Zeichen dafür, die Tour abzubrechen
    Die Gerätfahrer können die Tourengeher in der Nacht oft nicht erkennen, zudem wird oft am Seil präpariert. Merke: das Pistengerät ist schneller und stärker als Du…vermeide den Praxis-Vergleich!
  • Jedenfalls die Standard-Sicherheitsausrüstung verwenden
    LVS, Schaufel und Sonde sowie der Helm und ggf. ein Biwaksack sollen den ganzen Winter gar nicht aus dem Rucksack genommen werden.  Ein LVS erleichterte z.B. auch schon die Suche nach vermissten Pistengehern enorm.

Wir wünschen eine unfall- und streitfreieVorbereitung auf die Saison!

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