Rennbericht Hochgratrallye 2013

Über Schneemangel konnte sich in diesem Jahr bei der Hochgrat-Skirallye nun wirklich niemand beschweren: Die 8. Auflage des DAV-Klassikers im Allgäu am 24. Februar war gleichzeitig auch die, mit den besten Schneebedingungen seitdem es den Wettkampf gibt: Fresh Powder war die Devise im Allgäu! Da passte es ja perfekt, dass in diesem Jahr nicht nur die deutschen Läufer ihre Meister in der Disziplin Single am Hochgrat ermittelten, sondern auch die „berglosen“ Verbände aus Belgien und den Niederlanden der Einladung des DAV gefolgt waren und jeweils ihre Meisterschaften im Skibergsteigen ausrichteten. So gab es fast schon Weltcup-Atmosphäre am Hochgrat zu schnuppern – insgesamt standen knapp 130 Läufer aus 6 Nationen am Start. Das Wetter zeigte sich am Renntag auch wesentlich gnädiger als angekündigt: Der Neuschnee in der Nacht legt nur eine dünne Schicht auf die Spur und zumindest die Topläufer hatten sogar noch ein wenig Sonne auf der ersten Runde – danach setzte allerdings der angekündigte Schneefall ein.

Rottmoser mit Start-Ziel-Sieg bei den Herren

Bei den Herren wurde Sprint-Weltmeister Sepp Rottmoser bereits in der Startphase seiner Favoritenrolle gerecht: Mit einem starken Antritt konnte sich der Rosenheimer schon früh etwas Luft verschaffen und ging fortan das Rennen von der Spitze an. Hinter ihm lieferten sich Konrad Lex (Peiting) und der Schweizer Alexander Hug ein Kopf-an-Kopf-Rennen, dass Hug am Hochgrat-Gipfel zuerst einmal für sich entscheiden konnte – hinter Rottmoser ging er als Zweiter in die erste Abfahrt. Während Rottmoser auch in der zweiten Runde ungefährdet an der Spitze lief und schließlich in 1:38:35h seinen zweiten deutschen Meistertitel in diesem Jahr einfuhr, konnte Lex noch einmal aufdrehen und an Hug vorbei ziehen. Damit war ihm der Vizemeistertitel sicher – in 1:41:25h für 1600Hm auf 11km Strecke finishte er vor dem Schweizer (1:43:01h; nach Zeitstrafe 30sec) und dem stark auflaufenden Local Philipp Schädler (skitouren-allgaeu.com, 1:43:04h), der sich damit seine erste DM-Medaille umhängen durfte. Rang 4 ging an Altmeister Franz Grassl (SK Ramsau, 1:47:26h) vor Thomas Trainer (Skizug 231, 1:47:43h).

Grassl holt den Doppelmeistertitel – Pech für Krenslehner

Die Damenkonkurrenz wurde bis zum Gipfel des Hochgrats von Bike-Ass Verena Krenslehner (mountain-rider/maloja, AUT) angeführt, die mit komfortablem Vorsprung vor den Verfolgerinnen um Judith Grassl (SK Ramsau) und Anna Mühlhuber (Montagne Sport Rosenheim) in die Abfahrt gehen konnte. Hier konnte aber die starke Abfahrerin Grassl wieder deutlich Boden gut machen, bis Krenslehner das Missgeschick passierte: Sturz, Bindungsbruch und keine Chance mehr, weiter abzufahren. Frustriert musste Krenslehner die Konkurrentinnen an sich vorbeiziehen lassen und sich zu Fuß mit geschulterten Skiern auf in Richtung Ziel machen. Damit war der Weg frei für einen weiteren Meistertitel für Judith Grassl, die sich am Ende in 1:10:10h mit einer guten Minute Vorsprung nach dem Vertical-Meister nun auch den Single-Meistertitel holte. Und das – obwohl sie zuerst von den Streckenposten noch in die zweite Runde gewiesen wurde, und nach Bemerken des Fehlers wieder einige hundert Meter zurückskaten musste. Anna Mühlhuber folgte in 1:11:15 vor der Allgäuer Lokalmatadorin Susi van Borstel (TV Immenstadt, 1:13:15), die damit auch Dritte in der DM-Wertung wurde. Der Kampf um Platz vier und fünf wurde erst auf der langen Zielgeraden entschieden, wo noch einmal gutes Wachs und Skating-Dampf in den Oberarmen den entscheidenden Vorteil brachten. Den sicherte sich schließlich Angelika Allmann (Team Dynafit) in 1:15:05 knapp vor Martina Senn (SUI, AV Rankweil, 1:15:07). Und auch für den Pechvogel des Tages gab es zum Schluss noch ein kleines Trostpflaster: Zwar keine neue Bindung, aber zumindest einen Sonderpreis für das entgangene Podium durfte sich Verena Krenslehner noch bei der Siegerehrung abholen – die österreichische MTB-Meisterin trug ihr Pech aber ohnehin mit einem Lächeln…

Starke Jugend

Und auch die deutschen Jugendmeister wurden am Hochgrat gekürt: Bei den männlichen Jugendlichen war Nationalkaderläufer Cornelius Unger (Rosenheim) sogar in der Spitzengruppe der Herren vertreten, bevor er auf dem vierten Platz liegend in Richtung Ziel abbiegen musste. In der Topzeit von 57:01 min für 1000Hm holte er sich souverän den Jugendmeistertitel vor dem starken Newcomer Samuel Grill (Inzell, 1:06:17h) und Johannes Wagner (Bergwacht Oberammergau, 1:06:42h). Bei den weiblichen Jugendlichen war das Podium fest in der Hand des lokalen Teams von Allgäuspeed.de: Tessa Wötzel darf sich nach ihrem Sieg in 1:36:46h nun deutsche Jugendmeisterin nennen, zweite wurde Teamkollegin Anna-Sophie Seebeck (1:38:17) vor Annika Schlachter (2:03:31h).

Die Altersklassensiege gingen an Sepp Rottmoser (Herren Senior), Anna Mühlhuber (Damen Senior) Franz Grassl (Herren Masters), Judith Grassl (Damen Masters), Marco Bühler (Herren Senior Hobby), Klaus von Borstel (Herren Hobby Masters), Maximilien Drion du Chapois (BEL, Cadets männlich), Ina Forchthammer (AUT, Cadets weiblich), Anna-Sophie Seebeck (Juniorinnen), Cornelius Unger (Junioren).

Meister im Skibergsteigen auch ohne Berge

Und auch die „berglosen“ Verbandsvertreter aus Belgien und den Niederlanden schlugen sich tapfer: Zwar hatten gerade einige Herren auf der langen Runde doch ziemlich mit der Distanz zu kämpfen und sorgten dafür, dass der Zielschluss noch um eine gute Dreiviertelstunde nach hinten verschoben wurde, aber auch in Belgien und Holland wird schnell skiberggestiegen – etliche der Läufer wohnen in der Schweiz oder Frankreich und stehen regelmäßig bei Rennen und auch Weltmeisterschaften und am Start. Gauthier Masset (BEL) lief als Tages-Zehnter bei den Herren ein starkes Rennen und auch  Landsfrau Anouk Doore landete als Sechste nur knapp außerhalb der Preisgeldränge. Folglich holten sich die beiden auch ihre nationalen Meistertitel, genauso wie die Niederländer Greg Nieuwenhuys und Sanne Van Heugten.

Durch die zahlreichen Wertungsklassen und Nationenwertungen gab es zum Abschluss einen wahren Siegerehrungsmarathon zu absolvieren – die Athleten harrten aber in der gemütlichen Bergstation der Hochgratbahn geduldig aus – und vor allem einer der Preisträger hatte den Beifall ganz besonders verdient: Adolf Dempfle, der als bald 81-Jähriger immer noch am Hochgrat Rennluft schnuppern will und in diesem Jahr sogar mit brandneuem Leichtequipment an den Start ging, durfte sich wieder einen Sonderpreis für den wahrscheinlich ältesten aktiven Skitourenrennläufer der Welt abholen – auf dass er auch im nächsten Jahr wieder am Start stehen möge.

Eingespieltes Team von der DAV Sektion macht einmal mehr einen hervorragenden Job

Auch bei der achten Auflage machte das OK-Team der DAV Sektion Oberstaufen-Lindenberg um Christian Bleyle wieder einen hervorragenden Job – die beiden Streckenchefs Jürgen Philipp und Stephan Prestel kümmerten sich bereits Tage vor dem Rennen um die Spuranlage und sorgten dafür, dass auch nach dem Schneefall in der Nacht vor dem Rennen die Spur am Rennmorgen perfekt präpariert war. Auch die Kooperation mit der Hochgratbahn funktionierte wieder hervorragend – trotz regem Freeride- und Pistenbetrieb konnten die Vorbereitungen zum Rennen problemlos durchgeführt werden. Das Rennen im Allgäu entwickelt sich damit mehr und mehr zum Klassiker und die internationale Beteiligung in den letzen Jahren zeigt, dass es mittlerweile auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen hat. Bleibt nur zu hoffen, dass die Bedingungen auch im nächsten Jahr wieder ähnlich gut sein mögen wie heuer…

Komplette Ergebnisse unter www.skirallye.de

Die DAV Skitourenrennen werden unterstützt von Seeberger, dem Ernährungspartner des DAV

Autor: Matthias Keller

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