Bildbericht mit Video: MARKER Kingpin Bindung Test

Nach dem Bericht über Pin-Sicherheitsbindungen vom September haben wir kürzlich durch Stefan Bieringer und Till Bohling die Gelegenheit erhalten, eine weitere Bindungsneuheit aus diesem Segment live zu testen: die MARKER Kingpin. Streng genommen war diese Bindung sogar die erste Pinbindung, die den Test nach ISO 13992:2007 bestanden hat. Allerdings: es handelt sich nicht um eine reine Pinbindung im klassischen Sinn. Wurscht, rauf auf den Stubaier Gletscher und rauf auf die Ski!

Basics

MARKER hat wie so viele Bindungsmarken jahrelang auf dem Rahmenbindungssystem bestanden. Erst mit dem laufend wachsenden Marktdruck in dieser Technologie sind Ideen zur Ausarbeitung gekommen. Die Thematik wurde gründlich zerpflückt, vor allem die Themen „Sicherheitsbindung“ und „Schuhfixierung/Fahrtechnik“ wurden in 2 ½ Jahren Entwicklungszeit genauestens analysiert.

Was nun auf den Markt kommt ist keine Pin-Pin-Bindung wie man sie gewohnt ist, sondern eine Pin-Backen-Bindung. Dies ist die Antwort von MARKER auf die Probleme von Pin-Bindungen.

Pin Probleme und die MARKER Lösung

  1. Fahrperformance
    Wie wir zusammen mit Freizeitalpin letztes Jahr in einem Test selber erfahren konnten, ist eine reine Pin-Pin-Technologie (also vorne und hinten Pins) problematisch, weil de Fakto eine Dreipunktauflage des Schuhs entsteht, der zusätzlich hinten auch noch in der Luft hängt. In Zusammenhang mit einem weichen Skischuh kann das zu schlechter Skiführung führen.
    MARKER hat daher die klassischen Pin-Vorderbacken mit einem Hinterbacken kombiniert, der an die Duke erinnert. Hinten hat die Kingpin also einen zwar leichten, aber prinzipiell ganz einfachen Backen. Der Schuh wird dadurch am Sohlenrand gehalten und wird breit auf die Bindung gepresst. Dadurch einsteht eine wesentlich bessere Auflage und dadurch mehr Stabilität beim Fahren
  2. Sicherheitstechnik
    Die Sicherheitsthematik haben wir im Bericht über die DYNAFIT Beast intensiv beschrieben, die dieses Problem ebenfalls gelöst hat. MARKER hat die Probleme grundsätzlich von einer anderen Seite angegangen. Die Auslösung hinten definieren die Penzberger simpel und verlässlich über den (fast) Standard-Hinterbacken. Anpressdruck und Auslösekraft können wunderbar eingestellt werden. Frontale und  seitliche Auslösung und sogar Drehstürze können damit abgedeckt werden. Konstruktionsbedingt konnte zudem auch noch eine größere Feder als bei Miniatur-Hinterbacken eingebaut werden, die eine sehr gute Auslöseperformance gibt.
    Der Vorderbacken wurde so konstruiert, dass er zwar grundsätzlich exakt wie alle anderen Pin-Vorderbacken funktioniert, allerdings mit 10% verstärkter Auslösekraft. Diese bewirkt im Zusammenspiel mit dem Backensystem hinten, dass man die Bindung tatsächlich ohne zu verriegeln fahren kann, ohne plötzlich den Ski zu verlieren. Echt, wir habens probiert!
    Wenn der Hinterbacken nicht verriegelt ist, also während des Aufstiegs, muss man den Vorderbacken allerdings trotzdem blockieren, um nicht bei Spitzkehren oder bei Querungen rauszufallen.

 

Die praktische Nutzung – auf ins Gemüse!

  • Zu allererst fällt auf, dass die Bindung wuchtig wirkt für einen, der von der reinen Pin-Bindungsseite kommt. Für die Freerider am Testtag war das nicht so, die haben gestaunt, wie zierlich alles ist 🙂 .
  • Der Schiebemechanismus der Bindung ist zu Beginn auch erklärungsbedürftig: im Aufstieg wird der Hinterbacken mit einem Hebel (erinnert ebenfalls an die Duke) nach hinten geschoben und man hat damit die Ferse frei für den Aufstieg. Für die Abfahrt klappt man den Hebel nach vorn, der Backen folgt und man steigt ein wie in eine normale Pistenbindung. Erstmal ungewohnt, hat man aber schnell heraussen.
  • Sensationell ist der Einstiegskomfort. Alle in der Gruppe mit den unterschiedlichsten Schuhen kamen wirklich problemlos in die Bindung rein…bei pappigem Neuschnee und mitten im Gelände. Die Kingpin ist hier echt ein Genuss, der durch die genaue Einstellung von metallenen Führungsfinnen noch erhöht werden kann. Die können exakt auf das eigene Schuhmodell mit kleinen Schrauben hingestellt werden.
  • Das Gefühl in den Spitzkehren war ausgesprochen gut. Vielleicht bedingt durch den eher schweren Hinterbacken und die zusätzliche Schwerpunktverlagerung nach hinten durchs Verschieben desselben fällt der Ski tendenziell gern hinten hinunter – super beim Umsteigen
  • Die Steighilfen sind hervorragend gebaut. Mit jedem Stockteller – auch mit Renntellern – können die zwei Stufen (7° und 13°) der Steighilfe ganz easy hin und her bewegt werden. Kein Bücken, kein murksen, geht ganz einfach.
  • Die Harscheisen sind im bewährten System von Pin-Bindungen gebaut, d.h. ein seitlicher Einschub hinter dem Vorderbacken übernimmt die Aufgabe der Halterung. Wir haben zwar nicht nachgemessen, hier sollten aber auch die Harscheisen von anderen Bindungen passen, der Dorn scheint überall derselbe zu sein. Die MARKER Harscheisen sind allerdings etwas stabiler gebaut.
  • Im Aufstieg sollte die Bindung wie jede andere Pinbindung verriegelt werden. Bei Spitzkehren oder anderen schnellen Bewegungen fällt man sonst schnell mal aus der Bindung.
  • Ein Skistopper ist Standard bei der Kingpin. Es gibt ihn in 2 Breiten, nämlich für 75 -100 mm und für 100 bis 125 mm Skibreite. Allerdings kann man ihn auch ausbauen und gegen eine einfache Platte tauschen.
  • Ein super Feature, das schon beim der FRITSCHI Vipec aufgefallen ist, ist die Umstellugn von Aufstieg auf Abfahrt und umgekehrt ohne aus der Bindugn zu steigen. Wozu braucht man das? Tja, es sind sonst die kurzen Fellabfahrten mit offener Bindung, die bei den Kollegen immer wieder für Gelächter und Beifallstürme sorgen. Und wenn‘s auf der Abfahrt mal zu skaten wird, dann ist dieses Feature auch sensationell.
  • Die Fahrperformance konnte bei beschissenen Verhältnissen nicht wirklich getestet werden, es scheint aber so, dass die Führung des Skis sehr gut ist.
  • Fahren im entriegelten Zustand (!) eigentlich ein NoGo mit großem Angstfaktor wegen drohender Fehlauslösungen bei hoher Geschwindigkeit. Wir haben dem MARKER Bergführer aber brav gefolgt und trotz Spitzengeschwindigkeit von 57 km/h auf ruppiger Piste hats keine Purzelbäume gegeben. Das Konzept, dass die Fixierung des Hinterbackens die Schwächen des Vorderbackens kompensiert, scheint also zu funktionieren. Die vorhandene manuelle Verriegelungsmöglichkeit ist aber trotzdem ein Sicherheitsfaktor…auf einer steilen und harten Abfahrt kann man den Vorderbacken trotzdem zuknallen.

Tja, also der praktische Test war wirklich ein voller Erfolg, unsere Mini-Skitour mit Pistenabfahrt haben wir perfekt hingekriegt. Mit David Schäffler von Freizeitalpin haben wir auch ein Video während der Tour aufgenommen:

Hier geht’s zum Video

Gegenüberstellung

Vorteile

  • Eine Sicherheitsbindung die funktioniert und sogar die ISO 13992:2007 Prüfung aufweist!
  • Geradezu sensationell einfacher Einstieg in den Vorderbacken
  • Sehr einfache Ein- und Umstellung der Steighilfen
  • Umstellungsmöglichkeit Aufstieg/Abfahrt ohne Ausstieg
  • Alle Teile in Europa gefertigt
  • Verstellbereich des Hinterbackens 25mm, d.h. auch für einen Skischuhwechsel problemlos geeignet. Die Umstellung ist denkbar einfach und die Einstellung passiert mit einem Indikator ohne Bauchweh auch selber.

 Nachteile

  • Anstollen; durch die bauartbedingte Platte direkt beim Hinterbacken hatten wir im Pappschnee leichte Probleme mit Stollen unter der Ferse. Wär vielleicht aber auch mit Pin-Pin-Bindung so gewesen
  • Nicht für den SCARPA F1 Evo geeignet – der verriegelt nicht automatisch!
  • Für DYNAFIT TLT5 und TLT 6 Schuhe muss man einen „Sohlenrandverbreiterer“ anschrauben. Die hinteren Sohlenränder sind bei diesen Schuhen so schmal, dass der Hintere Backen sie nicht richtig fixieren kann. Das Ding kann man zwar auch in eine Pin-Bindung einsteigen, aber die muss dann länger eingestellt werden.

 

Die technischen Daten:

MARKER Kingpin 10 MARKER Kingpin 13
Z-Zahl 5 – 10 6 – 13
Gewicht mit Stopper/Seite 730 g 730 g
Empfohlener VK inkl. Stopper 430,– EUR 460,–

Verfügbar ist die Bindung übrigens in der Saison 2014/15 in limitierter Zahl, ab 2015/16 dann ganz regulär.

 

Fazit:

Eine weitere Bindung, die den Pfad der absoluten Leichtigkeit verlässt und den Komfort und die Sicherheit zum Gewichtsthema hinzumischt. Alles in allem eine solide, technisch gelungene und auch optisch ansprechende Bindung, die an der Schnittstelle zwischen Freerider und Tourengeher angesiedelt ist. Bei uns hat die Bindung einen wirklich guten Eindruck hinterlassen, die MARKER Ingenieure haben ganze Arbeit geleistet.

 

PS: eine weitere Nachlese zum Thema findet sich auf der Webseite unseres Partners FREIZEITALPIN.com:

http://freizeitalpin.com/37695/marker-kingpin-test/

Danke fürs Mitnehmen im Auto David Schäffler, Du bist der beste Autofahrer wo gibt…so muss autofahren!

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