8 Gipfel der Gefühle – Extremsportler Klaus Gösweiner überwindet unglaubliche 8.160 hm im Aufstieg für karitativen Zweck

Klaus Gösweiner hat es wieder einmal geschafft. Nach exakt 16 Stunden und 20 Minuten überquerte der Extremsportler am Schlossplatzfest in seiner Heimatgemeinde Haus im Ennstal die Ziellinie: völlig durchnässt und verdreckt, im Gesicht etwas blass und um Worte ringend. Hinter ihm liegen außerordentliche Eindrücke und unglaubliche Strapazen auf insgesamt 80 Kilometern Wegstrecke. Sein Weg führte ihn von der Talstation Hauser Kaibling über die Gipfel der Schladminger 4-Berge Skischaukel, bis zur Talstation der Reiteralm in Gleiming um dort wieder kehrt zu machen.

Die Idee seines Vorhabens stammt noch aus dem Winter, als er die gleiche Strecke bereits mit Tourenski erfolgreich bewältigte. Die Strecke im Sommer ist unbarmherziger: Aufgrund der verwinkelten Trails und den kräftezerrenden Streckenabschnitten bergab ist sie wesentlich länger und härter. Hinter diesem Projekt steht ein karitativer Gedanke, dem viele namenhafte Sportler wie Philipp Schörghofer, Christian Hoffmann, Michael Kurz oder Markus Stock folgten.

Am Freitag, 15. August, fiel um 02.00 Uhr nachts der Startschuss zum Sturm auf die 8 Gipfel. Die Bedingungen hätten nicht besser sein können: kühle Temperaturen, ein sternenklarer Himmel und kein Niederschlag in Aussicht. Klaus Gösweiner steht mit seinen ersten beiden Begleitern, dem jungen Toni Pilz und dem dreifach Triathlon Weltmeister und guten Freund Wolfgang Erhart, an der Talstation Hauser Kaibling bereit, um in die finstere Nacht los zu starten. Nur die Stirnlampen leuchteten ihnen den Weg über die steilen Skipisten und Trails, insgesamt 1.287 Höhenmeter Richtung Gipfel des Hauser Kaiblings. „Das Tempo war von Beginn an perfekt und es herrschte eine richtig geile Stimmung“, so der Extremsportler, der sichtlich verblüfft über die erste Zwischenzeit von 1:15 bis zum ersten Gipfel war.

Den gefürchteten Steilhang des Zielstadions der Planai erreichte die Gruppe noch in völliger Dunkelheit und damit fast 30 Minuten früher als ursprünglich geplant. Zurück im Tal auf 745 Höhenmeter wurden die Begleiter durch Bergläufer Markus Stock und Langläufer Christian Gamsjäger abgelöst. Der Weg führte die Läufer nun direkt durch den Schladminger Ortskern, weiter entlang am nebeligen Talbach, bis es dann wieder steil bergauf bis zum Hochwurzen Gipfel auf 1.852m ging. „Wir kamen aus dem Nebel heraus und blickten hinter uns, als gerade die Sonne über dem Wolkenband aufging“, schilderte Markus Stock die Erlebnisse. „Die Sonne tat zu diesem Zeitpunkt richtig gut und gab uns einen zusätzlichen Energieschub“.

Am dritten Talpunkt in Pichl übergab Markus Stock dann an den ehemaligen Olympiasieger im Langlauf, Christian Hoffmann, der Klaus Gösweiner spontan gleich zweimal auf den Reiteralmgipfel hin und zurück begleitete. Inzwischen war in Gleiming am letzten Talpunkt der Strecke auch der Skibergsteiger und Läufer, Andreas Ringhofer, eingestiegen. Beide waren verblüfft über den guten Zustand von Klaus Gösweiner, der immer noch sehr schnell und mittlerweile mit einem Guthaben von fast einer Stunde unterwegs war.

„Mir war bewusst, dass es mir bis zur Hälfte der Strecke locker von der Hand gehen muss, um schlussendlich nicht in Bedrängnis zu kommen“, so Klaus Gösweiner, der beim Wendepunkt mental noch immer extrem stark wirkte. „Beim zweiten Anstieg zurück auf die Reiteralm wurde mir klar, dass, wenn es so weiterläuft, fast nichts mehr schiefgehen kann“. Wie schnell sich das Blatt wendet, zeigte sich am Weg von der Reiteralm runter zum 5. Talpunkt nach Pichl. An einer sehr engen und wurzeligen Waldpassage knickte sein ohnehin etwas lädiertes Sprunggelenk zum Schrecken seines 25-köpfigen Teams nach außen weg. Nach einer schnellen Diagnose und gezielten Schmerzmedikation durch sein Ärzteteam konnte Klaus Gösweiner bestens versorgt weitermachen.

Bei der 12.000 Höhenmeter Marke war das Tempo immer noch ähnlich hoch wie zu Beginn. Dass es ihm weiterhin möglich war sich mit seinen Begleitern auszutauschen, war ein Zeichen seiner guten mentalen Verfassung. Die Koordination der Beine leidet bei solchen Langzeitbelastungen und nimmt naturgemäß ab: Nachdem das Sprunggelenk etwas angeschlagen und bereits mit Tapes stabilisiert war, versuchte der Ultra Trail Läufer bei den Passagen bergab besonders fokussiert zu bleiben. Ab Pichl stieß der Ramsauer Elmar Tritscher zur Gruppe, der ihn über den Hochwurzen Gipfel bis ins Zielstadion Planai begleitete. Bei toller Stimmung durch viele Freunde warteten dort bereits das ÖSV RTL-Ass Philipp Schörghofer, Paralympics Langläufer Michael Kurz und der Skibergsteiger Andreas Hofer, um erneut den steilen Zielhang mit Klaus in Angriff zu nehmen. Der Filzmooser Philipp Schörghofer war von Klaus’ Projekt angetan: „Für mich ist das heute eine ideale Ausdauereinheit, bevor es nächste Woche für drei Wochen zum Trainieren nach Argentinien geht. Generell bin ich gerne dabei, wenn es für den guten Zweck ist.“

Am Weg vom Planaigipfel zurück bis zu seinem Hausberg dem Hauser Kaibling stießen weitere Läufer und Freunde dazu, die ihn bis ins Ziel begleiten sollten. Zu diesem Zeitpunkt warteten die Besucher des Hauser Schlossplatzfestes bereits gespannt auf den Zieleinlauf. Die letzten Höhenmeter bergab verlangten Klaus nochmal höchste Konzentration ab, ehe er mehr als 1,5 Stunden vor seiner Planung ins Ziel einlief.

Eine unglaubliche Leistung: nur 16 Stunden und 20 Minuten benötigte Klaus Gösweiner für die 80 Kilometer Wegstrecke über die Schladminger 4-Berge Skischaukel. In dieser Zeit legte Klaus sagenhafte 16.320 Höhenmeter bergauf und bergab zurück und verbrauchte umgerechnet fast 13.000 Kalorien. Überglücklich und sichtlich gezeichnet überreichte Klaus Gösweiner der Marktgemeinde Haus einen Scheck über 4.212, – EUR für den guten Zweck. Mit dieser Übergabe konnte Klaus Gösweiner seine Herzensangelegenheit und damit ein weiteres tolles Sportprojekt abschließen.

Text und Bilder: Michael Költringer, michael.koeltringer@dynafit.at

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