Schwierige Entscheidung: das Weltcuprennen in der Türkei

Während die Athleten des ÖSV Kaders noch in den französischen Pyrenäen beim zweiten Weltcup weilen, ist eine Diskussion über die Abhaltung der dritten ISMF Weltcuplocation in der Türkei entbrannt. Die Situation am Bosporus ist bekanntlich angespannt, die Nationen gehen unterschiedlich damit um.

Hoch über der anatolischen Stadt Erzincan wird am 11. und 12.2.2017 ein Individual- und ein Sprintrennen abgehalten. Diese Kombi ist die dritte Station des ISMF Weltcup- Zirkus und wurde akribisch vor Ort vorbereitet. Jahrelang haben Vehbi Aytekin Sonalan und Ylmaz Sammet das erste ISMF Weltcuprennen in der Türkei geplant, alle Vorgaben der ISMF eingehalten. Mehrere Besuche der ISMF Offiziellen bei vorherigen Durchführungen können gewährleisten, dass die Rennen auch ordnungsgemäß ablaufen. Und die letzten Audits im Oktober in Mailand waren ebenfalls positiv. Wo hapert es dann?

Einstufung des Sicherheitsrisikos durch das Innenministerium

Seit 10.1.2017 wird für die Regionen im Osten der Türkei vom Österreichischen Innenministerium ein hohes Sicherheitsrisiko (Stufe 3 von 6) ausgewiesen. Istanbul, über das die Flüge nach Erzincan laufen, hat ein erhöhtes Sicherheitsrisiko (d.h Stufe 2 von 6).

Das Gefahrenpotential hat damit auch eine Klassifizierung erhalten. Schon vor Monaten gab es erste leise formulierte Bedenken, wie denn das mit der Sicherheitslage sein würde. Die Terroranschläge zum Jahreswechsel haben der Situation nun Konturen gegeben.

Wichtig ist zu verstehen, dass die Reisewarnungen des Innenministeriums sich rein auf die Gefahrenlage beziehen. In der Beurteilung gibt’s keinerlei Sympathie/Antipathie für politische Entwicklungen in Ländern, sondern nur nüchterne Beurteilungen.

Zitat Webseite des Innenministeriums:

„Diese Kategorisierung wird aufgrund der umfangreichen Informationen von österreichischen und europäischen Vertretungsbehörden erstellt und regelmäßig aktualisiert. Sie soll den Reisenden eine höchstmögliche Transparenz und die breitestmögliche Grundlage für Reiseentscheidungen bieten.
Ausgehend von einem guten Sicherheitsstandard, der die österreichischen Verhältnisse als Maßstab nimmt, ist das Sicherheitsrisiko aufsteigend gestaffelt, um eine Differenzierung zuzulassen und findet seine höchste Stufe in der Reisewarnung.“

Wie verhalten sich die Nationen?

Die vor wenigen Wochen offen ausgebrochene Diskussion über die Sicherheit beim Weltcuprennen in Erzincan läuft aktuell immer breiter an. Während manche Nationen beim Coaches Meeting beim Weltcup in Andorra von der Thematik noch überrascht worden sind, haben andere schon klare Feststellungen getroffen, es geht schließlich um Geld und Stornofristen für Tickets und Unterkünfte. Veranstalter Aytekin Sanalan war persönlich beim Coaches Meeting dabei, hatte versucht, mit Informationen die Entscheidungen der Nationen positiv zu unterstützen.

Der aktuelle Stand mit Stand heute:

Der Alpenverein in der Schweiz entsendet aus Sorge um die Sicherheit definitiv keine Sportler in die Türkei.

Der DAV rät seinen Sportlern von einer Reise in die Türkei ab, auf Athletenwunsch fährt nun eine Rumpf-Delegation bestehend aus Toni Palzer, Toni Lautenbacher und Physio Matthias Schöndorfer doch nach Anatolien.

Sehr ähnlich agiert der Belgische Alpenverein. Anmeldungen auf Athletenwunsch würden zwar nicht verhindert heißt es, aber die Sportler verzichten ohnehin auf den Start. Die Sicherheitslage ist zu angespannt.

Die italienische FISI Nationalmannschaft wird dagegen in voller Stärke entsendet.

Österreich hatte vor wenigen Wochen entschieden, keine Athleten in die Türkei zu schicken. Eine aktuell laufende detaillierte Abklärung beim Innenministerium soll diese Entscheidung nun nochmals absichern.

Freiwilligkeit?

Spannend ist die Diskussion vor allem wegen einer Frage, die zuletzt aufgetaucht ist. Allgemein herrscht aktuell die Einstellung, dass die Teilnahme am Weltcup ja auch freiwillig gehalten werden kann, also die Athleten dürfen entscheiden, ob sie fahren. Aber wie freiwillig ist eine Entscheidung, an der möglicherweise ein Weltcupsieg hängt?

Auswirkungen auf den Veranstalter und die ISMF

Die Veranstalter sind wie o.a. persönlich nach Andorra zum ersten Weltcup gereist, um die Bedenken der Nationalmannschaften zu zerstreuen. Zudem ist ein Papier der Regierung in Ausarbeitung, das der Region um Erzincan die Sicherheit konstatiert. Vehbi Aytekin Sonalan erläutert:

„Natürlich kann man im Endeffekt nicht sagen, dass alles ganz sicher ist. Fakt ist aber, dass unsere Region äußerst ruhig ist und wir auch von Regierungskreisen Informationen haben, wonach keine Sicherheitsbedenken bestehen müssen. Und eins darf man in der Diskussion bei aller Vorsicht nicht vergessen: wenn man dem diffusen Druck weniger Terroristen nachgibt, dann haben sie schon gewonnen. Wir garantieren, dass wir das bestmögliche für unsere Gäste tun werden und freuen uns über jeden Starter und Besucher.“

Die ISMF hat zum Thema zwar keine spezifische Aussage getätigt, aber eine offizielle Note herausgegeben, in der sie auf der Abhaltung des Bewerbes beharrt:

„Mit Bezug auf Kommentare, die wir in den letzten Tagen von einigen Trainern erhalten haben und wie wir schon vor einigen Tagen mitgeteilt haben, bestätigen wir den 2016/17 ISMF Weltcup Kalender inklusive dem Türkischen Weltcup-Event.
In diesem Zusammenhang möchten wir auch darauf hinweisen, dass zum selben Zeitpunkt von 11.-18.2.2017 das European Youth Olympic Festival in Erzrum unter der Patronanz des Europäischen Olympischen Kommittees mit einer Beteiligung von 850 Sportlern aus 40 Nationen stattfindet.“

Spannend auch die Information, dass sowohl die Marketingfirma INFRONT, Fotopartner Areaphoto und auch die Zeitnehmungsfirma MSO zwar nach Erzincan reisen, jedoch jeweils mit Minimalbesetzung.

Die Bedenken sind also sehr real, eine einheitliche Vorgehensweise der ISMF Mitgliedsverbände gibt’s leider nicht.

Webseite der Veranstaltung

Webseite des Innenministeriums mit Infos zu Reisewarnungen

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