SKIMO AUSTRIA PRESSEKONFERENZ – AKTUELLE ZAHLEN, DATEN UND FAKTEN IM SKIBERGSTEIGEN

Am 18.01.2017 fand im Autohaus Sonnleitner in Salzburg – seit letztem Jahr Kooperationspartner von SKIMO Austria – die jährliche Pressekonferenz zum Thema “Skibergsteigen: Der Aufstieg auf Fellen in Zahlen und Fakten” statt.

Am Podium waren neben Karl Posch, dem Betreiber der Online Plattform SKIMO Austria, auch Gernot Kellermayr (VSSÖ Präsident), Chris Mannel (General Manager Region Central Europe OBERALP Group) und Thomas Wallner (ÖSV Nationalkaderathlet und Veranstalter Hochkönig Erztrophy) vertreten. Die vier Experten präsentierten ihre Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung und Trends im Skibergsteigen sowie zu Veränderungen innerhalb der Zielgruppe und im Rennsport.

Was genau ist Skibergsteigen?

Tourenskigehen, Skibergsteigen oder Skitouren gehen – all diese Bezeichnungen stehen heute für ein und dieselbe Sportart: Aufstieg mit Fellen und Abfahrt auf Skiern. Kaum eine andere Sportart in Österreich hatte in den letzten Jahren einen derartig positiven Aufwärtstrend und etablierte sich zu einem so beliebten Breitensport. Der „Außenseiter“ der 60er und 70er Jahre wurde nach und nach von den deutlich jüngeren Multisportlern abgelöst. Mountainbiken, Berglauf, Wandern und Klettern im Sommer, wird im Winter durch das Fitnesstraining auf den Skiern ergänzt und auch immer mehr Wiedereinsteiger und Umsteiger aus den klassischen Wintersportdisziplinen entdecken die Faszination des Skibergsteigens für sich.

Österreich hat mit einem weltweiten Marktanteil von 22 % die Nase vorne!

Trotz drei aufeinanderfolgenden schneearmen Saisonen in Österreich, gingen die Umsatzzahlen in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben. Besonders erfreulich ist, dass die Skination Österreich auch beim Skibergsteigen weltweit die Nase vorne hat: Österreich hält mit etwa 22% den größten Marktanteil am weltweiten Skibergsteiger-Markt, knapp gefolgt von USA und Kanada mit 20%. In der Saison 2015/16 wurden in Österreich 50.000 Paar Tourenski (230.000 Paar weltweit), 70.000 Paar Felle (260.000 Paar weltweit), 41.500 Tourenbindungen (230.000 weltweit) und 40.000 Paar Tourenskischuhe (200.000 Paar weltweit) verkauft. Auch wenn andere Regionen, wie USA/Kanada, Skandinavien und auch die Westalpenländer aufholen, ist und bleibt Österreich klar die Nummer 1.

Spannend zu betrachten ist auch die Gesamtentwicklung weiterer Wintersportarten wie etwa Alpinski, Langlauf und Snowboard. Im alpinen Skisektor ist eine positive Trendwende erkennbar. In Österreich wurden letzte Saison 370.000 Paar Ski (inkl. Tourenski und Verleih) verkauft. Snowboard hingegen hat sich bei knapp 20.000 verkauften Stück in den letzten Jahren eingependelt. Auch im Bereich Langlauf gibt es kaum Veränderungen zu den vergangenen Jahren. Da die Absatzzahlen bei Langlaufski deutlich mit der Schneemenge zusammenhängen, wird heuer ein leichter Aufwärtstrend erwartet.

Einschätzungen von Chris Mannel, General Manager Region Central Europe OBERALP Group, zufolge, wird sich beim Skibergsteigen in den nächsten Jahren eine Sättigung am Markt zeigen. Dennoch blickt er der aktuellen, positiven Entwicklung freudig entgegen:

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Chris Mannel, General Manager Region Central Europe OBERALP Group

 „Dynafit ist im Skibergsteigen in Österreich klarer Marktführer mit über 50% Marktanteil. Wir sehen vor allem ein großes Wachstum bei Verkaufsstellen sowie bei den Anbietern. Bezüglich der Verkaufszahlen gibt es aufgrund der schwachen vergangenen Winter derzeit eine Konsolidierung am Markt, die für die Endkunden aktuell beste Bedingungen bringt.  Die Entwicklung der Sportart an sich ist aber nach wie vor ungebremst.“

 

Auch Gernot Kellermayr, Präsident des Verbandes der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs (VSSÖ), ist mit der Entwicklung zufrieden:

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Gernot Kellermayr, Präsident VSSÖ

“Für den Handel entwickelt sich Skibergsteigen zu einem immer attraktiveren Segment. Der Bedarf an Skibergsteiger-Ausrüstung steigt erfreulicher Weise kontinuierlich an. Klare Gewinner sind Spezialisten und Fachhändler. Die heurige Wintersaison wird ebenfalls noch einmal zu einer deutlichen Steigerung beitragen.“

Insgesamt verzeichnete der Handel 2015/16 bei Bekleidung das größte Umsatzplus von 5 bis 10%. Trotz der vielen günstigen Angebote bei Hartware gab es in diesem Bereich kaum Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. Wie auch bereits im letzten Jahr, konnte vor allem im Bereich Zubehör, wie zum Beispiel Lawinensicherheitsausrüstung, eine hohe Wertschöpfung generiert werden. Ein großes Potenzial wird zukünftig auch im Verleih und im Tourismus gesehen.

Skimo-PK-2017_Photo Simone Binder_LR-17„Durch eine Integration von Skibergsteigen in die touristischen Wintersportangebote sei Schätzungen zufolge ein mittel- bis langfristiges Umsatzplus von bis zu 50% möglich“,

so Posch.

Der steigende Absatz ist vor allem dem stetigen Wachstum der bergaffinen Zielgruppe zuzuschreiben. Der Österreichische Alpenverein und SKIMO Austria schätzen, dass es in Österreich deutlich mehr als 500.000 Breitensportler im Skibergsteigen gibt, mit einem jährlichen Gesamtwachstum von etwa 1%. Davon zählen rund 60.000 Skibergsteiger zu den Fitnessgeher (+5% p.a.) und 6.000 zu Wettkampfsportler (+3% p.a.), welche sich bei über 100 durchgeführten Rennen in Österreich messen können.

Veränderungen der Zielgruppe: unterschiedliche Typen des Skibergsteigens

Die Faszination Skibergsteigen liegt nicht mehr nur ausschließlich in der Einsamkeit und der Naturverbundenheit, sondern findet immer mehr Anklang im Breitensport sowie unter den ambitionierten Hobbyläufern, welche eine fitness- und leistungsorientierte Sportart suchen. Aus dieser Entwicklung lässt sich die Zielgruppe der „Skibergsteiger“ mittlerweile in fünf Typen einteilen: den Genussgeher, den Fitnessgeher (oder auch Pistengeher), den Wettkämpfer, den Freerider und den Hochalpinisten. Auch wenn die Skibergsteiger-Typen unterschiedliche Ziele für die Ausübung der Sportart verfolgen, eines haben sie gemeinsam: sie suchen Grenzen, bewegen sich oft auf einem schmalen Grat zwischen Erschöpfung und Glückseligkeit und benötigen ein gewisses alpinistisches Know-How hinsichtlich Tourenplanung und Lawinensicherheit.

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Karl Posch führte weitere Veränderungen in der Zielgruppe an:

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Karl Posch, Betreiber SKIMO Austria

“Es stimmt, dass es einen großen Wandel in der Zielgruppe und vor allem auch in der Art der Ausübung sowie in der Altersverteilung gibt. Skibergsteigen wird von immer mehr jungen Menschen betrieben. Besonders erfreulich ist das große Interesse bei den Jugendlichen. In der Alterskategorie ab 15 Jahren ist ein deutlicher Zuwachs erkennbar, denn Skibergsteigen ist plötzlich cool. Diese Einstellung hat sich heuer auch durch die Teilnahme von 45 Jugendlichen beim 10. SKIMO Jugendcamp deutlich gezeigt. Auffällig ist auch, dass immer mehr Tourengeher auf Pisten unterwegs sind und der Damenanteil stark gestiegen ist. Aber auch das Interesse, sich in Wettkämpfen zu messen, zeigt deutlich, dass Skibergsteigen eine ernstzunehmende Sportart geworden ist.“

Skitouren-Rennsport im Aufwind: Faszination des Wettkampfsports für jedermann/-frau

Dass Wettkampf-Skibergsteigen nicht nur etwas für Spitzen- und Leistungssportler ist, beweist die zunehmende Zahl an nationalen und internationalen Rennen. Mit über 100 österreichischen Rennen in verschiedenen Disziplinen gibt es keine Ausrede für ambitionierte Wettkämpfer oder jene, die erste Wettkampfluft schnuppern und sich mit Gleichgesinnten duellieren möchten.

Neu in der heurigen Rennsaison ist der ALPENCUP – DAS neue Rennformat in Österreich, Deutschland und Italien. Die Idee des ALPENCUPS ist es, erstmals im Alpenraum ein Veranstaltungsformat zu präsentieren, das mit Distanzen und Höhenmeter eines Weltcup-Rennens in allen Grundzügen gleichzusetzen ist. Drei hochwertige, alpine Rennen aus Österreich, Deutschland und Italien schließen sich dafür zu einer gemeinsamen Cupwertung zusammen, die sozusagen den „Skibergsteigerkönig der Alpen“ kürt.

Aus den Reihen der Rennveranstalter klingt eine freudige Erwartungshaltung durch. Thomas Wallner, Organisator der Hochkönig Erztrophy, welche das erste Rennen im Alpencup ist, ist schon sehr gespannt:

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Thomas Wallner, ÖSV Nationalkaderathlet und Veranstalter Hochkönig Erztrophy

„Ich freue mich sehr, dass der ALPENCUP ins Leben gerufen wurde und wir mit der Erztrophy den Auftakt der Rennserie machen dürfen. Es ist die perfekte Gelegenheit, für anspruchsvolle Wettkämpfer mit Erfahrung, ebenfalls an einem Weltcup-ähnlichen Rennen teilnehmen zu können, ohne Zugehörigkeit zum Österreichischen Nationalkader. Aber auch für Hobbyläufer ist es eine tolle Gelegenheit, sich mit den besten deutschsprachigen Athleten, wie z. B. Anton Palzer, zu messen. Es gibt kaum eine andere Sportart, wo Spitzen- und Hobbysportler gemeinsam an den Start gehen und es so viele Berührungspunkte gibt. Spitzensportler zum Angreifen nah!

Mittelfristig ist angedacht, dass die Rennserie auch in den ISMF Weltcup mit aufgenommen wird und abwechselnd jeder Veranstalter alle drei Jahre einen Weltcup ausrichtet. Dies würde in jeder Wettkampfsaison ein Weltcup-Rennen im deutschsprachigen Raum garantieren. Gespräche und Verhandlungen mit INFRONT und der ISMF zeigen eine positive Tendenz.

Österreich’s Skibergsteiger nehmen es mit der Weltspitze auf

Nicht nur im Breitensport, auch im Leistungssport geht es im Skibergsteigen nach oben. Seit der Integration der Sportart als eigene „Sparte Skibergsteigen“ in den Österreichischen Skiverband ÖSV im Sommer 2014 hat sich für die heimischen Sportler viel verbessert. Erste Erfolge zeigten sich bereits in der letzten Saison: Nach fünf Weltcup Wochenenden, einer Europameisterschaft in der Schweiz und vier Long Distance Weltcup Rennen erzielten die 18 ÖSV Nationalkader-Athleten gemeinsam die sportlich erfolgreichste Saison bisher:

  • 5 x Top5 Platzierungen (davon 3 Medaillen) bei der Europameisterschaft und Platz 5 im Nationenranking
  • 17 x Top5 Platzierungen (davon 5 Podestplätze) bei Weltcups
  • Rang 7 für Martin Weißkopf und Jakob Herrmann beim Long Distance Weltcup über vier Rennen
  • Rang 5 in der Nationenwertung bei der EM

Ausblick

Zum Schluss stellte Karl Posch noch Prognosen zum Massenphänomen Skibergsteigen zur angeregten Diskussion:

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Karl Posch, Betreiber SKIMO Austria

“Unserer Einschätzung nach wird sich der Aufwärtstrend in den nächsten Jahren verflachen. Der Markt ist zwar noch nicht gesättigt, dennoch müssen neue Chancen und Potenziale erkannt und als Impulse wahrgenommen werden. Vor allem im Bereich Tourismus, Kinder- und Jugendangeboten sowie im Verleih könnten sich in den nächsten Jahren viele Möglichkeiten ergeben und zu einer positiven Entwicklung der Wertschöpfung beitragen.“

 Weitere Chancen sieht Mannel auch im Bereich Tourengehen auf Pisten:

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Chris Mannel, General Manager Region Central Europe OBERALP Group

„Von unseren Kunden wissen wir, dass knapp 30% der Skibergsteiger nur auf Pisten unterwegs sind. Das heißt für uns natürlich auch ein Umdenken in der Entwicklung. In den USA gibt es einen neuen Trend – einen deutlichen Umschwung zu schmäleren Ski, optimal für Pistengeher. Sowohl Ski und Schuhe müssen für Pistengeher stabiler werden! Weiters ist es für diese Zielgruppe wichtig, mit reflektierenden Materialien zu arbeiten, um mehr Sicherheit und Sichtbarkeit für die Sportler zu schaffen.“

Zusammenfassend sind sich die Vertreter der Sportindustrie, Athleten und Szenekenner einig: die Zukunft des Skibergsteigens sieht weiterhin rosig aus und bietet noch reichlich unausgeschöpftes Potenzial! Vor allem durch die olympische Anerkennung hat auch die wirtschaftliche Bedeutung wieder einen großen politischen Schub erhalten.

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