SKIMO Austria im Gespräch mit Sarah Dreier

Silbermedaillen-Gewinnerin Sarah Dreier überzeugt nicht nur mit ihren hervorragenden Leistungen als Athletin, sondern punktet ebenso mit ihrer freundlichen und authentischen Art. Wir haben die 27-Jährige aus Neukirchen am Großvenediger zu einem Interview eingeladen, um mehr über ihre Erfolge und vor allem auch über ihre Person zu erfahren. Warum gerade Damen den Schritt zum Skibergsteigen wagen sollten und warum ein Hang zur Selbstqual hilfreich sein kann, erfährt ihr hier:

Was waren deine Highlights der vergangenen Saison?

Das Große Ziel war für mich bei der WM eine Medaille zu gewinnen und das ist dann mit der Silbermedaille auch geglückt. Aber das absolute Highlight war definitiv Schladming. Dass es in einem Sieg geendet hat, war wirklich etwas ganz besonderes für mich – vor allem vor meiner Familie und meinen Freunden. Es ist einfach eine extreme Unterstützung, wenn alle deine Namen rufen und man dadurch alle Kraftreserven noch heraus holen und noch mehr Gas geben kann. Ich glaube, am Ende habe ich dadurch auch gewonnen, durch diesen unglaublichen Push.

Wie bist du zum Skibergsteigen gekommen?

Mit 12 hab ich mit einer Freundin das Laufen gestartet, es hat sich aber recht schnell herauskristallisiert, dass wir unterschiedliche Vorstellungen davon haben und mich eher der Ehrgeiz gepackt hat weiter zu kommen und besser zu werden. Ich hab dann weiter gemacht und war viele Jahre eine begeisterte Läuferin, aber im Pinzgau ist das oft nicht so einfach, auch weil im Winter recht viel Schnee liegt. Durch eine Skitour mit meiner Patentante und meinem Patenonkel hab ich dann gleich gemerkt, wie viel Spaß und Freude mir das macht. Meine Eltern haben mir dann eine Rennausrüstung ermöglicht und mein erstes Rennen war dann das 12 Stunden Rennen in St. Johann im Pongau. Da hab ich sofort gemerkt: das ist meine Leidenschaft und ich möchte höher, schneller, weiter kommen! So hat es sich weiter entwickelt und seit 2018/19 bin ich im Nationalteam.

Was war deine größte Challenge, seitdem du im Nationalteam bist?

Für mich war es die erste Saison als Profi, in der ich mich fast zu 100% auf den Sport konzentrieren kann. Das viele von zu Hause weg sein, war eine große Umstellung für mich und fällt natürlich nicht ganz so leicht. Der fehlende persönliche Kontakt ist einfach ungewohnt für mich, auch wenn man natürlich oft telefoniert und immer wieder nach Hause kommt. Aber zum Glück herrscht im Team so eine gute Stimmung, dass ich mich auch dort sehr wohl und gut aufgehoben fühle.

Hast du ein bestimmtes Ritual vor dem Wettkampf?

Ein bestimmtes Ritual habe ich nicht wirklich, aber ich hab immer meine Lieblingsmusik im Ohr. Das holt mich sehr gut von der Aufregung herunter, damit ich die Wettkämpfe dann auch locker angehen kann. Das gelingt mal besser und mal schlechter, aber im Grunde brauche ich das. Die Musikrichtung geht eigentlich ziemlich quer durch das Gemüsebeet.

Hast du Vorbilder oder Idole?

Ein konkretes Vorbild habe ich nicht aber ich verfolge natürlich sehr viele Sportlerinnen und Sportler, die mich in ihrem Tun und mit ihrer Karriere inspirieren. Und davon kann ich mir natürlich auch immer etwas „abschauen“ oder für mich mitnehmen.

Wie ist die Stimmung unter euch Mädels im Team, gibt es da manchmal Spannungen?

Im Grunde sind ja Johanna und ich die einzigen Damen im Nationalteam und wir beide unterstützen uns bedingungslos und einfach wo es geht. Wir sind beide keine Zicken und es läuft sehr gemütlich zwischen uns ab. Wir gönnen uns gegenseitig den Erfolg und unterstützen und schätzen uns sehr. Gerade nach Johannas Babypause war die Freude irrsinnig groß. Wir sind sehr froh, dass wir einander haben und sind auch privat immer wieder in Kontakt, da hat sich eine schöne Freundschaft entwickelt, die ich nicht missen möchte.

Hast du einen Tipp für andere Mädels, die im Skibergsteigen durchstarten wollen?

Das wichtigste ist meiner Meinung nach, dass man Spaß an der Bewegung hat, aber auch, dass man über seine Grenzen hinaus gehen kann. Skibergsteigen ist eine sehr harte Sportart, man ist bei jedem Wetter draußen zum Trainieren – egal ob es kalt ist, schneit, regnet oder neblig oder windig ist. Das ist nicht immer witzig, aber es gibt dafür auch sehr viel schöne Seiten. Das schönste Gefühl ist für mich einfach, wenn man mit eigener Kraft den Berg hinauf – und auch wieder hinunter – gekommen ist und sein gestecktes Ziel erreicht hat. Und jeder Blick ins Tal ist natürlich auch etwas besonderes.

Ich denke, es sollten viel mehr Frauen den Mut fassen und diese harte Sportart ausprobieren. Ja, man muss sich selbst quälen können und den Schweinehund überwinden, aber man wird dafür auch sehr sehr oft belohnt. Es erfüllt einen einfach sehr und deswegen liebe Damen: Probiert es aus, es ist ein extrem cooler Sport!

Möchtest du noch etwas sagen?

Ich bin ein extremer Familienmensch und meine Freunde sind mir irrsinnig wichtig, gerade meine beste Freundin Marina. Das gibt mir im Sport sehr viel Kraft und Rückhalt, weil ich weiß, dass die für mich da sind, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Und dafür möchte ich gerne Danke sagen.

Vielen Dank für das Interview. SKIMO Austria wünscht dir viel Erfolg und alles Gute für deine weitere Zukunft als Skibergsteigerin!

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