SKIMO Austria Pressekonferenz in Salzburg vom 19.12.2024
Begeisterung fürs Skibergsteigen ungebrochen hoch, Verkauf konsolidiert sich. Das waren die Kernbotschaften der SKIMO Austria PK vom 19.12.2024, die Live in ORF Sport+ übertragen wurde.
Am 19.12.2024 fand im bewährten Rahmen beim Autohaus SONNLEITNER in Salzburg die jährliche Pressekonferenz von SKIMO Austria statt. Traditionell höchsten Wert haben dabei die Einschätzungen zahlreicher Experten über die kürzliche Entwicklung der Sportart sowie die entsprechenden Zukunftsaussichten.
Als Bezugsjahr für alle Aussagen der anwesenden Vortragenden galt der vergangene Winter 2023/24, aber natürlich wurde zumindest mit einem Auge auch in den aktuellen Winter geschielt.
Als Experten für drei verschiedene Themenblöcke durften begrüßt werden:
Themenblock 1: Wirtschaft
- Irina Andorfer, VSSÖ Präsidiumsmitglied
- Michael Költringer, DYNAFIT Senior Trade Marketing Manager
- Christian Ehrensberger, Geschäftsführer der Bergbahnen Werfenweng
Themenblock 2: Olympia Mailand/Cortina d’Ampezzo 2026
- Hermann Gruber, DAV Sportlicher Leiter Skibergsteigen
- Johanna Hiemer und Paul Verbnjak, ÖSV Nationalteam
Themenblock 3: Rennserie SKIMO Alpencup 2025
- Hannes Laner und Thomas Wallner, OK Erztrophy Werfenweng (AUT)
- Gabi Schieder-Moderegger und Beatrice Soyter, OK Jennerstier Berchtesgaden (GER)
- Benjamin Neuner und Michael Wilfling, OK Achensee Xtreme Maurach (AUT)
Demografie als Stabilitätsfaktor
Den Einstieg in die PK wurde von SKIMO Austria Betreiber Karl Posch gestaltet. Als langjähriger Kenner der Szene hat er die aktuellen Entwicklungen in der Zielgruppe der Tourengeher zusammengefasst.
Die Gesamtzahl der tourengehenden Österreicher hat sich offenbar bei rund 700.000 eingependelt, steht seit mehreren Jahren konstant auf diesem hohen Niveau.
Der Trend, dass der Sport Skibergsteigen sich langsam, aber bestimmt verjüngt und immer weiblicher wird, hat sich ebenfalls wiederum bestätigt. Der Altersdurchschnitt wird von SKIMO Austria im Mittel aktuell mit 36 Jahren angegeben, der Anteil weiblicher Tourengeher mit 40%. Die Motivation, die Tourenski anzuschnallen, kommt aus der laufenden Fitnessbewegung, liegt aber auch daran, dass die soziale Interaktion beim Tourengehen vergleichsweise hoch ist.
Posch kann der Zielgruppe der Tourengeher viel positives abgewinnen:
„Die demografische Zusammensetzung der Skibergsteiger-Community ist vorteilhaft und seit Jahren stabil. Wir wissen, dass die Begeisterung für den Skitourensport ungebremst positiv und wenig beeinflusst von Marktgeschehnissen ist. Kurzfristige Einbußen bei den Verkaufszahlen widerspiegeln sich nachweislich nicht in der Anzahl der Tourengeher. Olympia 2026 ist für die Entwicklung des Sports eine tolle Sache.“
Wirtschaft & Tourismus
Die wirtschaftliche Entwicklung der Sportart Skibergsteigen inklusive Rückblick und Prognosen wurde von einer Expertenrunde aus Produktion, Handel und Tourismus beleuchtet.
VSSÖ Präsidiumsmitglied und SPORT2000 Geschäftsführerin Irina Andorfer präsentierte und interpretierte die Verkaufszahlen des vergangenen Winters. Nach einem massiven und überproportionalen Anstieg der Verkaufszahlen in Österreich während der Pandemiejahre auf 77.000 Paar verkaufte Tourenski durch Neueinsteiger und vorgezogene Käufe hat es in den letzten drei Jahren einen Rückgang gegeben. Die letzte Saison zeigt ein Einpendeln auf einem Niveau von vor etwa 10 Jahren, allerdings mit einem langfristigen Trend nach oben. Konkret gingen im Winter 2023/24 rund 47.000 Paar Tourenski, 53.000 Paar Tourenskischuhe und 40.000 Paar Tourenbindungen über die Ladentische.
„Der letzte Winter war geprägt von einer langfristigen Konsolidierung. Viele Anbieter und Marken sind ins Tourengehen eingestiegen und Schwankungen pendeln sich ein. Der Tourensport ist aus der Spezialisten-Ecke heraussen und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Zusammenarbeit zwischen Handel, Sportorganisationen und dem Tourismus wird dadurch immer sinnvoller.“
Allgemein profitieren aktuell der Onlinehandel und Spezialisten. Sehr interessant ist der Vergleich mit anderen Bereichen des sich nach pandemiebedingter Überhitzung und darauffolgender Unterkühlung allgemein normalisierenden Winter-Outdoormarkts. Denn während im Tourenskisport noch leichte Rückgänge zu verzeichnen waren, hat sich der gesamte Skiverkauf mit einem Plus von 1,5% wieder auf ein Niveau von 402.117 erhöht, sich also bereits vollständig erholt.
Aus Herstellersicht berichtete Michael Költringer, Senior Trade Marketing Managerdes Tourensport-Riesen DYNAFIT. Die extreme Nachfrage Anfang der 2020er wurde überlagert durch Lieferprobleme und zuletzt gedämpft durch 3 schneearme Winter in Folge. Die Situation im Sell-In, also zwischen Hersteller und Handel, ist immer noch geprägt von vollen Lagern und einer daraus folgenden schwierigen Preissituation. Dieser „Peitscheneffekt“ ist jedoch am Abklingen und lässt bereits wieder das seit Anfang der 2000er stabile Wachstum der Sportart mit 4 – 8% p.a. erkennen. Der Gesamtsituation haben die letzten speziellen Jahre allgemein eher nicht geschadet, wie Költringer erklärt:
„Kurzfristig wurde zuletzt als Reaktion auf die vorangegangene Überproduktion die Produktionsmenge reduziert, mittelfristig wird es vielleicht auch eine Verschlankung der Kollektionen geben. Langfristig wächst der Tourensport aber stabil und ist ein großes Zukunftsthema. Innovation zahlt sich in diesem Markt aus, entsprechend verbessern sich die Produkte und werden intuitiver und komfortabler.“
Eine Folge der Etablierung der Sportart ist im Übrigen auch die Diversifizierung. Während der Rennsport sich spezialisiert und in Richtung Olympia bewegt, sind Familientouren und vor allem die touristische Betrachtung die zukünftigen Faktoren in der Breite.
Das touristische Potential wurde durch Christian Ehrensberger, Geschäftsführer der Bergbahnen Werfenweng, herausgearbeitet. Vor dem Hintergund des veränderten Urlaubsverhaltens und einer tendentiell schwierigeren Schneesituation müssen speziell niedriger gelegene Destinationen ihre Zugänge zum Skisport überdenken.
Der alpine Skilauf ist und bleibt Umsatzträger Nr. 1, die Kombination mit alternativen Betätigungen wie Winterwandern, Schneeschuhgehen und Skibergsteigen bringt jedoch Zukunftssicherheit. Multisport scheint das Zauberwort der Zukunft zu sein. Kleinere Skigebiete können durch größere Felxibilität rascher reagieren, wie Ehrensberger erzählt:
„In Werfenweng haben wir traditionell ein breites alpines Angebot für unsere Gäste, von Paragleiten über Schneeschuhtouren bis zum Alpinskilauf sind wir am Bischling für vieles offen. Der anhaltende Boom bei den Tourengehern hat uns dazu veranlasst, ab heuer eine gesicherte Aufstiegsspur zur Verfügung zu stellen. Das passt super zum Gesamtangebot, liegt im Trend und hilft der Gastronomie.“
Der gemeinsame Nenner aus den Vorträgen über die wirtschaftliche Situation war klar erkennbar eine positive langfristige Prognose. Kurzfristige Herausforderungen wie schneearme Winter oder spezielle Wetterlagen können dem Skibergsteigen als Wirtschaftsfaktor keinen Abbruch mehr tun, der Sport ist etabliert.
Michael Ehrensberger, Irina Andorfer, Michael Költringer Michael Schineis, Irina Andorfer Michael Ehrensberger, Michael Költringer, Irina Andorfer
Skibergsteigen am Weg zu Olympia
Von 19. bis 21. Februar 2026 geht für die Skibergsteiger-Community ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Die Olympischen Spiele Mailand/Cortina markieren den Erfolg jahrelanger Arbeit des internationalen Verbandes ISMF. Am Wettkampfort Bormio wird die Sportart mit den Disziplinen Sprint und Mixed Relay unter die 5 Olympischen Ringe einziehen. 18 Damen und 18 Herren werden die stolzen Sportler sein, die olympische Ehren erringen können.
Der sportliche Leiter Skibergsteigen beim Deutschen Alpenverein DAV Hermann Gruber erläuterte den nicht ganz unkomplizierten Qualifikationsmodus. Diverse Basisvoraussetzungen bilden das Fundament für eine – die gesamte kommende Wettkampfsaison 2024/25 mögliche – Qualifikation über Mixed Relay und Sprint-Bewerbe und die so genannte Olympic Qualification List. Der umfangreichen Erklärung liegt ein einfacher Gedanke zugrunde, wie Gruber herausstreicht:
„Das IOC ist darauf bedacht, alle Kontinente, möglichst viele Nationen und die besten Athleten an der Startlinie der Olympischen Spiele zu haben. Das garantiert ein würdiges Olympia-Debüt unseres Sports.“
Mitten in der Qualifikationsphase stecken bereits die beiden ÖSV Athleten Johanna Hiemer (29) aus der Steiermark und Paul Verbnjak (23) aus Kärnten. Die beiden haben zusammen bereits einen 2. Weltcupplatz in der olympischen Disziplin Mixed Relay geholt. Durchaus nicht unerwartet, denn beide sind sprintstark und sehr gute Techniker. Die amtierende Österreichische Sprintmeisterin Hiemer hat Ihre Fähigkeiten bereits mit 3 Weltcup-Podestplätzen unter Beweis gestellt, der amtierende Österreichische Verticalmeister Verbnjak mit 2 Weltcup-Podesten.
Die Zielsetzung Olympia ist für Hiemer seit Jahren definiert, sie ist fokussiert:
„Meinen Wieder-Einstieg nach der Babypause habe ich mit dem klaren Ziel eines Starts bei Olympia 2026 geplant und umgesetzt. Dem entsprechend konzentriert sieht meine Planung für die kommende Qualifikationsphase aus, es ist ein Jahr Zeit und da gibt’s noch einiges zu tun.“
Verbnjak steckt gedanklich ebenfalls bereits voll im Qualifikationsprozedere:
„Die Plätze bei Olympia sind begrenzt, also sollte man bestenfalls kein Rennen auslassen um keine Chance zu verlieren. Das Mixed Relay steht jetzt im Vordergrund, aber auch meine Lieblingsdisziplin Vertical spielt bei der Quali eine Rolle und möchte ich nicht vernachlässigen.“
Die Konzentration der Sportler ist bemerkenswert, die Ehre des olympischen Debüts beflügelt die Kräfte. Die kommende Weltcupsaison, zu der der auch der Heimweltcup Mitte März in Schladming zählt, wird für die Österreicher hoffentlich eine erfolgreichen Qualifikation bringen.
Hermann Gruber, Johanna Erhart, Paul Verbnjak Paul Verbnjak Johanna Hiemer Paul Verbnjak, Johanna Hiemer Paul Verbnjak, Johanna Hiemer, Hermann Gruber
Rennserie SKIMO Alpencup 2025
Den Bereich der Rennen, also einem Kernbereich von SKIMO Austria, deckten die Organisatoren der im Winter 2024/25 stattfindenden Rennen des SKIMO Alpencup ab. Der Alpencup wird in der kommenden Saison wieder auf drei Locations aufgestockt. Neben den bekannten Rennen Erztrophy in Werfenweng am 11. und 12.1.2025 und Jennerstier in Berchtesgaden am 16. und 17.2.2025 wird mit dem Achensee Xtreme in Maurach am 22. und 23.2.2025 an Tradition angeknüpft. Die rundum neu aufgestellte Veranstaltung im Rofangebirge hoch oberhalb des Achensees im Tiroler Unterland wurde bis 2012 bereits mehrfach durchgeführt und gehörte damals zu den führenden alpinen Rennen Österreichs.
Neben diversen nationalen Meisterschaften wartet der SKIMO Alpencup 2025 mit einer internationalen Großveranstaltung auf: die IMSF Masters Weltmeisterschaft im Rahmen der Erztrophy in Werfenweng.
Für die 21. Erztrophy in Werfenweng, Österreich, waren Hannes Laner und Thomas Wallner vor Ort und berichteten über die Pläne für die Veranstaltung.
„Im Rahmen der klassischen Erztrophy mit ihren 2 Bewerben im Vertical und Individual freuen wir uns, die ISMF Masters Weltmeisterschaft austragen zu dürfen. Wir rechnen mit großer internationaler Beteiligung. Neu an unserem Rennwochenende ist heuer mit der Wenger Skitourenroas am Samstag 11.1.2025. Die Teilnehmer bekommen die Gelegenheit, über 550 Höhenmeter eine gemeinsame Skitour zu gehen und eine schöne Zeit am Berg zu haben, ohne den Druck einer Stoppuhr.“
Die Erztrophy beginnt am Samstag 11.1.2024 mit dem Hobbybewerb „Wenger Skitourenroas“ und einem Verticalrennen, am Sonntag 12.1.2024 folgt die klassische alpine Erztrophy als Individualrennen mit der Österreichischen Meisterschaft und der angesprochenen ISMF Masters Weltmeisterschaft für Teilnehmer ab 40 Jahren. Die Anmeldung zur Veranstaltung ist bereits geöffnet.
Den 19. Jennerstier in Berchtesgaden, Deutschland, präsentierte OK-Chefin Gabi Schieder-Moderegger und Jörg Fegg.
„Der Jenner als Skitourenberg wird auch 2025 wieder zwei tolle Renntage sehen. Klassisch veranstalten wir ein Vertical- und ein Individualrennen. Für Amateure bietet sich unser Dreier-Staffelbewerb am Samstag an. Am Sonntag geht auch unser Kids-Race wieder über die Startlinie, denn die Nachwuchsarbeit ist uns als DAV Sektion Berchtesgaden besondern wichtig. “
Neben einem Kinderrennen und dem klassischen und schwierigen Jennerstier samt Deutscher Meisterschaft mit der berühmt-berüchtigten Spinnergraben-Passage am Sonntag 17.2.2025 wird also am Samstag 16.2.2025 ein Verticalrennen abgehalten. Ebenfalls am Samstag startet eine Amateur-Dreierstaffel für Jedermann.
Nach 12 Jahren Pause kehrt mit dem Achensee Xtreme in der Ferienregion Achensee ein Klassiker der Österreichischen Skibergsteiger-Rennserie in den Kalender zurück. Die Veranstalter Benjamin Neuner und Michael Wilfling berichteten:
„Als wir uns letztes Jahr entschlossen haben, unseren Rennklassiker wieder aufleben zu lassen, war das eine wirklich aufregende Sache. Wir waren bis 2012 schon Teil des SKIMO Alpencups uns freuen uns sehr, 2025 wieder dabei sein zu können. Das Gelände am Rofan ist fürs Tourengehen perfekt geeignet, deshalb sind wir sicher, den Wettkämpfern im Februar ein zweitägiges Event zu liefern zu können.“
Unterhalb der Rofanbahn wird am Samstag 22.2.205 ein Verticalrennen für Wettkämpfer und mit dem „Achenseer Skitourenspaß“ eine Breitensportveranstaltung gestartet. Direkt an der Bergstation befindet sich am Sonntag 23.2.204 Start und Ziel des Individualrennens. Das Besondere: von der Bergstation der Rofanbahn können 80% des Rennens beobachtet werden, perfekt also für Zuschauer.
Die mit großem Interesse zuhörenden knapp 40 Gäste hatten zum Abschluss der Pressekonferenz noch Gelegenheit, Einzelgespräche mit den Fachleuten vor Ort zu führen.
Gabi Schieder-Modergger, Jörg Fegg, Michael Wilfling, Benni Neuner, Markus Stock, Tom Wallner, Hannes Laner Thomas Wallner., Hannes Laner Jörg Fegg, Gabi Schieder-Moderegger Michael Wilfling, Benni Neuner Jörg Fegg skimo pressekonferenz kraft 62 von 92
Alle Bilder: Berni Kraft
Die Folien aus der Pressekonferenz zum Nachlesen: