Edelweiß Raid 2023: Die Gebirgsjäger-Weltmeisterschaft nur für harte Jungs

Die Edelweiß Raid ist nicht nur ein Skitouren-Rennen der besonderen Art, sondern vielmehr ein Leistungswettbewerb des österreichischen Bundesheers auf höchstem Niveau. Was die Soldaten hier gemeinsam mit Kameraden aus der ganzen Welt leisten, ist auf jeden Fall kein Zuckerschlecken und verdient großen Respekt.

Zum 10. Mal fand dieses Jahr von 27. Februar bis 3. März die internationale Gebirgsjäger-Weltmeisterschaft in Tirol statt, die jeweils an ungeraden Jahren im Wechsel mit der Patrouille des Glaciers in der Schweiz abgehalten wird. Bei guten Wetterbedingungen und ausreichend Schnee, kämpften sich 22 Mannschaften aus 9 Nationen zu je 8 Teilnehmern an zwei Wettkampftagen durch das Gebiet der Wattener Lizum, um sich die heiß begehrte Edelweiß Nadel in Silber zu sichern.

Was das Bundesheer bei der Organisation des Wettkampfs leistet, ist dabei genauso hoch einzuschätzen wie die sportliche Leistung der Teilnehmer. Unser Heer wird manchmal gern belächelt. Zu Unrecht, wenn man sieht, was bei der Edelweiß Raid aus dem sprichwörtlichen alpinen Boden gestampft wird, wie sorgfältig mit dem Thema Sicherheit umgegangen wird, wie die Kommunikation trotz abgelegener Örtlichkeit funktioniert und wie sich die logistischen Zahnrädchen reibungslos drehen. Das Österreichische Bundesheer beweist bei der Edelweiß-Raid höchste alpine Kompetenz und nutzt die Gelegenheit des sportlichen Wettkampfes, um die diese zu trainieren. Und das gelingt mit betonter Leichtigkeit geradezu bravourös.

Von den gesamt 22 Mannschaften kamen neun aus Österreich, drei aus China, zwei aus der USA, zwei aus Deutschland, zwei aus Tschechien, und je eine aus Polen, Bulgarien, aus der Schweiz und aus Rumänien. Und zwischen all den Soldaten fand sich auch eine Soldatin: Wachtmeister Elena Kieweg ging mit ihren Kameraden für die Gebirgsaufklärungskompanie des Stabsbataillons 6 in St. Johann in Tirol ins Rennen.

2 Tage, 40km, 4.000 Höhenmeter und 12 militärische Aufgaben

Als wäre die Bewältigung der Strecke samt Höhenmeter und der nicht allzu kurzen Liste an militärischer Mindestausrüstung im Gepäck aus sportlicher Sicht nicht schon herausfordernd genug, machen die gestellten Aufgaben die Edelweiß Raid auch zu einem herausfordernden militärischen Wettkampf. Und gerade das macht den Verlauf des Bewerbs bis zum Ende hin auch zusätzlich spannend. Denn wer letztendlich am Siegerpodest steht, kann sich von Aufgabe zu Aufgabe immer wieder aufs Neue entscheiden.

Hier die 12 Aufgaben, die während der Marschstrecke absolviert werden müssen:

  • Verschüttetensuche
  • Abseilen
  • Angeseiltes Skifahren
  • Rettung eines Abgestürzten
  • Aufklärung
  • Schlittenziehen
  • Verletztentransport in der Abfahrt mit Universaltrage
  • Schießen
  • Orientieren
  • Handgranatenwerfen
  • Eilmarsch
  • Marschplanung

Zur Lösung der Aufgaben gibt es keine fixen Vorgaben und die Mannschaften müssen diese mit ihren eigenen Mitteln lösen.

„Eine der herausforderndsten Aufgaben bezogen auf das Teamgefüge, ist das Abfahren im angeseilten Zustand – bei acht Soldaten an einem Seil, kann das die beste Kameradschaft stark strapazieren“.

Wettkampfleiter Oberst Stephan Lehner bei der Vorstellung der Wettbewerbsregeln

Die Nacht verbringen die Gruppen im frostigen Biwak auf über 2.000 Metern Seehöhe – das Material dafür ist selbst an den Biwackplatz zu bringen, bereitgestellt wird nur Trinkwasser – und starten am nächsten Tag um 6:00 Uhr, erneut im Massenstart. So können auch erst am Ende die Ergebnisse der beiden Tage zusammengerechnet und die Sieger ermittelt werden. Eine sehr wichtige Regel ist, dass die Gruppe stets zusammenbleiben muss, beim Marschieren auf 50m, im Abfahren auf 100m. Gerne können hier noch weitere Details zu den Wettkampfbestimmungen und den Aufgaben nachgelesen werden.

Die Aufgaben mischen die Karten immer wieder neu

Den Unterschied zu den für uns gewohnten Skibergsteiger-Rennen machen die eingestreuten Aufgaben aus. Sie sind in militärischer Art und Weise zu absolvieren. Jede Mannschaft hat dabei nur die Ausrüstung zur Verfügung, die die eigene Einheit auch im Einsatzfall hat. Beispiel: beim Abseilen sind die 8 Teammitglieder auf sich gestellt, es gibt keine Verankerung oder ein Fixseil. Die Lösung des alpinen Problems wird hier zumeist mit einem „Toten Mann“, einer vergrabenen Verankerung aus Skiern, gelöst.
Ein Highlight bildet das militärische Schießen mit dem Sturmgewehr aus unbekannter Entfernung – geschätzt in etwa 150m – und das am Berghang auf tieferliegende Luftballons, ohne Schießstand, ohne Einrichtung….einfach aus dem Gelände. Hier haben die Soldaten je zwei Schuss, um alle Ballons zu treffen. Schaffen sie das nicht, müssen sie sich weiter bergauf gelagerte Munition besorgen, zurück zum Schießstand stapfen und den Vorgang wiederholen, bis alle Ballons getroffen wurden.. Durch diverse Strafzeiten und die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Aufgaben können die Karten am Ende wieder neu gemischt sein. So konnte die zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierte Mannschaft mit 10 Minuten Rückstand durch eine rasche Erledigung der Aufgabe „Schießen“ die bis dahin erstplatzierte überholen.

China überrascht bei erster Teilnahme

Die Special Guests unter den Teilnehmern waren auf alle Fälle die drei Teams aus China. Ihnen wurden vorab keine sonderlich großen Chancen vorhergesagt, da es bis jetzt noch keine ausländische Mannschaft – die das erste Mal an den Start geht – auch geschafft hatte mit allen Mann unverletzt ins Ziel zu kommen. Aber nur, weil das immer so war, muss es ja nicht so bleiben…

Nach dem ersten Tag flog das tschechische und tatsächlich auch ein chinesisches Team aus der Wertung, da sich je ein Soldat der Gruppe verletzte und nicht mehr weiter teilnehmen konnte. Denn die Regeln besagen, fällt ein Teammitglied aus, fällt das ganze Team aus der Wertung. Schließen die einzelnen Soldaten die Raid aber ab, bekommen sie trotzdem die begehrte Edelweiß Nadel in Silber.  Gesamt beendeten so nach zwei anstrengenden Tagen 18 von 22 Teams den Wettkampf in der offiziellen Wertung.

Die Top 3 Ergebnisse

Platz 1: Team Deutschland vom Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald

Platz 2: Team Österreich des Jägerbataillon 26 aus Spittal an der Drau

Platz 3: Team China 3 von der 53. Mountain Combined Arms Brigade

Hier sind alle Platzierungen nachzulesen:

Die feierliche Siegerehrung fand am Truppenübungsplatz Lizum/Walchen statt, wo wir auch den Leiter der Edelweißß Raid, Herrn Oberst Stephan Lehner noch vor die Linse bekamen:

Oberst Stephan Lehner

Zum Abschluss sei gesagt: Wer bei der Edelweiß Raid besteht, kann sehr stolz auf sich und seine Kameraden sein – egal mit welcher Platzierung.

Wir bedanken uns nochmals herzlich bei Major Markus Kirchmair und Major Andreas Wach für die außerordentlich engagierte Betreuung während der Edelweiß Raid. Vom Bundesheer wünschen wir uns, mehr von der Edelweiß Raid auch in der breiten Öffentlichkeit zu hören und zu sehen. Die Veranstaltung ist einzigartig, sehenswert und eine Spitzen Werbung für die Österreichischen Gebirgsjäger.

Text: Julia Auer
Bilder: Karl Posch

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