Nachbericht Deutsche Meisterschaft Vertical am Arber/Bayrischer Wald (GER)
Skibergsteigen kann man nur in den Alpen? Weit gefehlt! Auch im Bayerischen Wald gibt es eine große Skitouren-Szene und so war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch einmal einen offiziellen Skitouren-Wettkampf in der Region geben würde. Und dann gleich eine deutsche Meisterschaft zur Premiere: Mit dem Skiclub Bodenmais hatte der DAV vor Ort einen erfahrenen Wettkampf-Ausrichter gefunden, der nach etlichen erfolgreich durchgeführten Ski- und Langlauf-Wettkämpfen nun auch eine würdige Deutsche Meisterschaft im Skibergsteigen auf die Beine stellte. Im Rahmen der „Arber Skitour powered by Dynafit“ gab es aber nicht nur eine Leistungs-Klasse, in deren Rahmen die DM ausgetragen wirde, sondern auch ein Skitourenrennen für Jedermann. Insgesamt fanden sich so rund 80 Starter in beiden Klassen in Bodenmais ein.
Die sehr flache, aber lange Strecke der DM zog sich über 7,9 Kilometer und 790 Höhenmeter von Bodenmais aus auf den Gipfel des „Königs des Bayerischen Waldes“. Damit waren eher Gleiter-Fähigkeiten und gute Felle gefragt als die schiere Kraft in den Oberschenkeln – für den klassischen Skibergsteiger vielleicht erst einmal ungewohnt. Aber auch auf diesem Terrain zeigten die Favoriten, dass sie mit allen Streckenprofilen hervorragend zurechtkommen.
So ließ der derzeit beste deutsche Skibergsteiger und Top-Favorit auf den Titel, Toni Palzer (DAV Berchtesgaden), erwartungsgemäß nichts anbrennen und setzte sich schon bald nach dem Start zuerst noch mit Sepp Rottmoser zusammen vom restlichen Feld ab. Bis zum Ziel konnte er dann aber seinen Vorsprung gegenüber Rottmoser immer weiter ausbauen, so dass er sich am Ende in überragenden 45:45 Minuten den Titel sichern konnte. Der Rosenheimer Sprintspezialist Rottmoser erreichte hinter Palzer nach 49:32 Minuten das Ziel, gefolgt von Thomas Trainer aus Bad Reichenhall in 51:15, der sich einmal mehr als hervorragender Aufstiegs-Läufer präsentierte. Rang vier ging an Alexander Schuster (Team Dynafit), Platz 5 sicherte sich der Rumäne Rares Julian Maned. Oben am Arber herrschten für die Läufer strenge Bedingungen: Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, Nebel und eisige Windböen im Gipfelbereich zehrten an der Substanz der ausgepowerten Skibergsteiger und ließen sie nur kurz im Zielzelt aufwärmen, bevor es wieder an die Abfahrt ins Tal ging.
Zu seiner Renntaktik auf der schnellen und eher flachen Strecke befragt, gab Palzer später zu Protokoll, dass er immer wieder die Technik gewechselt habe: „Zwischenzeitlich habe ich in den Skatingschritt gewechselt. Damit war ich vor allem auf den flachen Streckenabschnitten schneller unterwegs als im klassischen Stil. Die Strecke war durchweg in einem sehr guten Zustand. Für uns Skibergsteiger ist es aber ungewöhnlich, auf einer so flachen Strecke zu laufen. Das ist technisch schon sehr anspruchsvoll, wenn man auch auf den flachen Stücken schnell sein will.“
Bei den Frauen setzte sich in einem Fotofinish Kathrin Bickel (DAV München-Oberland) mit vier Zehnteln (1:10:45.0 Minuten) vor der Grande Dame des deutschen Skibergsteigens, Judith Graßl aus Ramsau, durch. Eine Deutsche Meisterin konnte leider nicht gekürt werden, da lediglich zwei deutsche Senioren-Läuferinnen am Start waren und nach Reglement zur Meisterschafts-Vergabe mindestens ein komplettes Podium gewertet werden muss. Platz drei in der Tageswertung ging in 1:16h an die noch in der Juniorenklasse startende Sabine Wallner (WSV Rabenstein) vor Theresa Grassl (Jugendklasse Cadets, 1:18h) vom Skitourenteam Berchtesgaden. Die Preisgeldränge wurden komplettiert von Barbara Rauscher (AUT, Sektion Lofer) auf Rang 5 in 1:50h.
Bei der männlichen Jugend setzte sich Christoph Walch (Skitourenteam Berchtesgaden) mit 59:11 Minuten knapp vor Samuel Grill (59:59 Minuten, ebenfalls Skitourenteam Berchtesgaden) und dem Drittplatzierten Christian Wild (60:39 Minuten, Mittenwald) im Kampf um die Deutsche Meisterschaft durch.
Wie schon bei den Damen konnte leider auch bei den weiblichen Jugendlichen mangels eines kompletten Podiums kein DM-Titel vergeben werden.
Insgesamt kann die Premiere der DAV Skitourenrennen im bayerischen Wald nur als gelungen bezeichnet werden. Maßgeblichen Anteil hieran hatte vor allem das Team des SC Bodenmais rund um OK-Chef Gerhard Fritz, das mit der Erfahrung aus nordischen Skirennen und der Unterstützung von Tourismusverband, Gemeinde und Skiclub den Sportlern einen sehr herzlichen Empfang am Arber geboten hat. Über eine Fortführung der Skitourenrennen im bayerischen Wald wurde bereits gesprochen – mit den verschiedenen Abfahrtsmöglichkeiten vom Arbergipfel wäre hier sogar ein Single-Rennen mit mehreren Anstiegen möglich. Und wie gut vernetzt die Bodenmaiser sind, zeigte sich bei der Siegerehrung: Die führte nämlich mit Landwirtschaftsminister Brunner der Schirmherr der Veranstaltung gleich höchstpersönlich durch – das gibt es auch nicht alle Tage…
Die nächste Deutsche Meisterschaft im Skibergsteigen (Single) findet am 7. März im Berchtesgadener Land am Jenner statt. Für die Athleten der DAV Nationalmannschaft Skibergsteigen steht jedoch bereits am kommenden Wochenende der erste Weltcup der Saison bevor. Vom 8. bis 12. Januar kämpfen Palzer, Rottmoser & co. im französischen Puy St. Vincent um die Podiumsplätze.