Bildbericht Jennerstier: Die neuen Stiere unter den Skibergsteigern sind gekürt

Skibergsteigen auf Weltcupniveau am Königssee. Am Samstag, 27.02.2016, versammelte sich das “Who-is-Who” der österreichischen und deutschen Skibergsteigerszene beim traditionellen “Jennerstier” am Königssee (Bayern, GER). Bei sonnig warmen Temperaturen starteten knapp 100 Teilnehmer und bestritten die 1.325 Hm des Individualrennens, welches zum Austria Skitour Cup zählt und gleichzeitig als Deutschen Meisterschaft ausgetragen wurde.

Jennerstier

Kurzfristige Änderungen und Neuerungen für eine ISMF konforme Strecke

Mit den grenzwertig schlechten Schneebedingungen reiht sich die 11. Auflage des Jennerstiers einmal mehr in die Historie der letzten Jahre ein: Es gab entweder zu wenig oder zu viel Schnee, so dass die Organisatoren, der Deutsche Alpenverein Sektion Berchtesgaden und RIAP Sport, jährlich ihr Organisationstalent und ihre Flexibilität unter Beweis stellen müssen.

Aufgrund der geringen Schneelage musste die Strecke auch heuer kurzfristig noch einmal geändert werden: Somit absolvierten die Klassen Herren Senior und Master im Zuge der “langen Strecke” zwei Runden im Mitterkaserkessel, bevor die Athleten zum Ziel an der Bergstation Jenner-Bergbahn aufsteigen durften. Der steile Aufstieg durch den Kl. Spinnergraben musste leider gestrichen werden und statt der ursprünglichen knapp 1.700 Höhenmeter betrug die alternative Strecke “nur” 1.325 Höhenmeter. Mit insgesamt vier Aufstiegen, drei Abfahrten, drei Tragepassagen und einer wahrlichen “Spitzkehrenorgie” im Mittelteil, war der Routenverlauf keineswegs weniger anspruchsvoll und fordernd für die Skibergsteiger. Da blieb selbst den Elite-Skibergsteigern wenig Zeit, um die faszinierende Kulisse zwischen Watzmann und Hohem Göll zu genießen. Für alle anderen Klassen galt die “kurze Strecke” mit nur einer Runde im Mitterkaserkessel (knapp 1.000 Hm mit drei Aufstiegen, zwei Abfahrten und drei Tragepassagen).

Bei der Strecke gab es einige Änderungen gegenüber den Vorjahren: Der obere Streckenabschnitt wurde neu angelegt, um den Vorgaben des internationalen Verbandes ISMF International Ski Mountaineering Federation gerecht zu werden. Für die Athleten hieß es daher zusätzliche Abfahrten und Anstiege sowie mehr Wechsel und technische Passagen zu meistern. Die Organisatoren planen nämlich, den Jennerstier in der Saison 2017/18 als ISMF Weltcuprennen auszutragen.

Die “Jennerstiere” und Deutschen Meister 2016 sind entschieden

Wie sich beim zahlreichen und hochkarätigen Starterfeld, darunter auch Lokalmatador Anton Palzer, gezeigt hat, ließen sich die Skibergsteiger von den Schneebedingungen nicht abschrecken und waren heiß darauf, um die Titel “Jennerstier” und “Deutscher Meister” zu kämpfen und alles zu geben.

Die Elite der österreichischen und deutschen Skibergsteiger lieferte sich auf der 1.325 Höhenmeter langen und abwechslungsreichen Strecke im Individualbewerb einen spannenden Kampf. Erwartungsgemäß dominierte bei den Herren der 22-jährige Anton Palzer aus dem benachbarten Bergsteigerdorf Ramsau am Königssee (Bayern, GER) die Konkurrenz. Er setzte sich in internationalem Tempo früh an die Spitze des Starterfeldes, konnte seinen Vorsprung ausbauen, holte sich mit nach 01:02:57 Stunden den Tagessieg und ist somit auch Deutscher Meister im Individual. Mit knapp fünf Minuten Abstand konnte sich sein Teamkollege Toni Lautenbach (01:07:30, DAV Bad Tölz) den zweiten Platz sichern, gefolgt von Thomas Trainer (01:08:04, DAV Berchtesgaden) auf Platz 3.

Fünf Österreicher unter den Top10 bei den Herren

Bester Österreicher wurde der ÖSV Nationalkaderathlet Daniel Rohringer (01:09:52, Gosau/OÖ) auf Rang 5, gefolgt von seinem Salzburger ÖSV Teamkollegen Thomas Wallner (01:10:58, Bischofshofen/Sbg) auf Rang 6 sowie Hans Hutegger (01:13:52, WSV Schladming) auf Rang 9 und Helmut Eichholzer (01:13:56, SC Kuchl) auf Rang 10.

“So ein cooles Rennen, super Strecke und wunderbare Bedingungen für den wenigen Schnee. Ein großes Lob an die Veranstalter. Mir ist‘s heute dabei wirklich gut gegangen, konnte einfach abschalten und voll draufdrücken. Vielleicht wär noch a bissl mehr drin gewesen, wenn ich am ersten Anstieg gleich überholt hätte. Aber egal, war ein echt super Rennen heute!”, so Daniel Rohringer.

Bei den Herren Masters, Junioren und Cadets ging der Sieg jeweils an Österreich. Markus Stock (01:12:36, AUT) holte sich mit Vorsprung den ersten Platz in der Klasse Master, vor Franz Grassl (01:15:56, DAV BGD) und Thomas Koller (01:16:20, Cross the Alps Söll).

Die Cadets und Junioren waren auf einer verkürzten Strecke unterwegs. Der schnellste  Nachwuchsskibergsteiger schaffte dies in unter einer Stunde. Mit deutlichem Abstand Schnellster bei den Junioren war ÖSV Nachwuchsathlet Stefan Fuchs (00:55:15, Cross the Alps Söll) vor dem jungen Deutschen, David Färber (01:00:30), und Thomas Pichler (01:05:39, RC Altenmarkt). In der Klasse Cadet freute sich Jakob Siedler (Alpbach/Tirol), ÖSV Jugendkaderathlet, über den Sieg mit einer Zeit von 00:55:19.

Ergebnisse der Damen: Die Salzburgerin Heidi Bernsteiner erreicht Platz 2

Bei den Damen verlief das Rennen auf der etwas kürzeren Strecke mit 975 Höhenmetern deutlich spannender als bei den Herren, die Siegerin stand keineswegs so eindeutig fest wie bei den Herren. Schließlich setzte sich das deutsche „Urgestein“ unter den Skibergsteigerinnen, Stefanie Koch-Klinger (SC Anger) mit einer Zeit von 01:00:16 Stunde nur knapp vor der Salzburgerin Heidi Bernsteiner (01:00:58, Piesendorf/Sbg) durch. Mit Platz 3 durch Katarina Lovrantova aus Slowenien (01:10:15, Strafzeit wegen fehlender Pfeife) zeigte sich einmal mehr, dass der “Jennerstier” ein Rennen mit internationalem Flair ist.

Heidi Bernsteiner ist als beste Österreicherin mit dem 2. Platz sehr zufrieden und fasst das Rennen mit einem strahlen Lächeln im Gesicht zusammen:

“Ich bin voll zufrieden mit dem Ergebnis. Im ersten Anstieg war es leider noch sehr schwer reinzukommen, hab einiges an Zeit liegenlassen. Je länger das Rennen gedauert hat, umso besser ist es gegangen, und ich konnte Minute um Minute gut machen. Der Siegerin Steffi Koch-Klinger gönne ich den Sieg von Herzen, es war heute ihr wahrscheinlich letztes Rennen bevor sie den Rennlauf aufgibt, und da ist ein Sieg gerade recht!”

Bei den Masters weiblich waren leider nur zwei Damen am Start: Rowi Frank (01:21:25, DAV Oberland) und Michaela Bredow (01:47:01, GER).

Bei den Juniorinnen war das Starterfeld größer, die Nachwuchsathletinnen starteten top motiviert ins Rennen. Ina Forchthammer (St. Johann i.P./Sbg) aus dem ÖSV Jugendkader war mit einer Zeit von 01:02:55 mit Abstand die Schnellste. Dahinter auf Platz 2 Tessa Wötzel (01:09:33, GER) und auf Platz 3 Theresa Grassl (01:20:00, DAV Skitourenteam Berchtesgaden).

Internationaler Eindruck und nationaler Ausblick beim Jennerstier

Nach den erneut sehr guten Rennbedingungen und dem Lob aller Teilnehmer für die anspruchsvolle und fordernde Strecke am Jenner, wächst die Hoffnung, dass in Deutschland eine Strecke entstanden ist, die internationalen Standards entspricht. Die ausrichtende DAV Sektion Berchtesgaden verfolgt zusammen mit der lokalen Tourismusregion klar das Ziel Weltcup. Die als offizielle Beobachterin anwesende slowakische ISMF Schiedsrichterin Zuzana Rychlikova zeigt sich von der Austragung ebenfalls positiv beeindruckt:

“Aus meiner Sicht kann es definitiv ein Weltcuprennen am Jenner geben. Die Veranstalter mit dem DAV Sektion Berchtesgaden und RIAP Sport sind unglaublich flexibel auf die Anforderungen und Änderungen eingegangen. Es war eine super Zusammenarbeit, was nicht immer selbstverständlich ist. Wir freuen uns auf einen neuen möglichen Austragungsort im ISMF Weltcup!”

In Österreich neigt sich die Skibergsteiger Rennsaison langsam dem Ende zu. Organisator des Austria Skitour Cups, Karl Posch, ist sehr zufrieden mit dem Wettkampf oberhalb des Königssees:

“Der heutige Jennerstier war ein ausgesprochen gut organisiertes Rennen mit außergewöhnlich vielen Zuschauern am Streckenrand und beim Zieleinlauf. Das motiviert natürlich nicht nur die Athleten, sondern auch die Veranstalter. Von meiner Seite gibt’s nur Lob für die Organisatoren, gegenüber den letzten Jahren wurde nochmals an Qualität zugelegt. Beim nächsten und gleichzeitig letzten ASTC Rennen der heurigen Saison dürfen sich die Athleten und Fans der Skibergsteigerszene noch einmal auf ein hochalpines Individualrennen, das von der Wurzeralm auf das Warscheneck und vom Gipfel wieder zurück zur Wurzeralm führt, freuen. Das Rennen ist aber nicht nur für die Spitzensportler interessant, sondern auch für Hobbysportler und genussvollere Skibergsteiger, da es im Rahmen des Events auch eine “Wanderklasse” ohne Zeitlimit gibt.”

Am 12.03.2016 findet die fünfte und letzte Station des Austria Skitour Cups beim “Warscheneck Extreme” in Spital am Phyrn statt.

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