Die Schweizer Grenzwache streicht das Skibergsteigen ab 2019

Ein schwarzer Saisonbeginn für die Schweizer Nationalmannschaft im Skibergsteigen. Ab 2019 unterstützt der Schweizer Grenzwachtkorps (GWK) die Sportart Skibergsteigen nicht mehr länger, fünf Athleten verlieren damit ihre Anstellung als Vollprofis. Der Grund: Die Sportart ist nicht olympisch. Weiters sieht sich das GWK aufgrund der aktuellen sicherheitstechnischen Entwicklungen mit massiven Sparmaßnahmen konfrontiert.

Bereits am 7. November wurde den Athleten vom SAC Swiss Team die Entscheidung telefonisch mitgeteilt, man hat die Mannschaft noch vor Saisonbeginn damit unerwartet vor den Kopf gestoßen. Eine schriftliche Bestätigung folgte erst am 28. November. Nachdem für die Sportart Skibergsteigen die Aufnahme in das olympische Programm noch immer ausständig ist, war es für die Entscheidungsträger in der dafür zuständigen Abteilung ein Leichtes, im Zuge der Sparmaßnahmen diesen Schritt bei einer nicht-olympischen Sportart durchzuführen.

Neben Italien, Frankreich und Spanien war die Schweiz bislang stets ein Vorreiter in der Professionalisierung des Wettkampf-Skibergsteigens. Die Erfolge der kleinen Alpenrepublik und des auch dementsprechend kleinen Nationalteams im Vergleich zu den anderen Nationen konnten sich in den letzten Jahren sehen lassen. Ein Grund waren die professionellen Rahmenbedingungen für die Athleten durch die Anstellung beim Schweizer Grenzwachtkorps (GWK) als Vollprofis, die sich damit ganz dem Wettkampfsport widmen konnten.

Bereits 2009 – zu einer Zeit als sich in Österreich der Verband ASKIMO noch beim Ansuchen um eine BSO-Anerkennung die Zähne ausbiss  – war das Skibergsteigen im Dachverband Swiss Olympic schon in der Förderstufe 3 zu finden, gleich gestellt mit Sportarten wie Biathlon, Karate oder Pferdesport.

„Arbeitslose“ Weltmeister

Konkret betrifft die Streichung der Plätze die fünf Sportler Jennifer Fiechter, Martin Anthamatten, Yannick Ecoeur, Andreas Steindl und Iwan Arnold. Athleten, die man in der Skibergsteiger-Szene aus den internationalen Ergebnislisten von ganz vorne kennt und die der Schweiz schon so manchen Weltmeistertitel beschert haben. 19 Medaillen holte sich die Schweizer Nationalmannschaft bei der vergangenen WM 2017 insgesamt, davon mehrere Goldene. Iwan Arnold erreichte Gold im Sprint, sowie gemeinsam mit Yannick Ecoeur und Andreas Steindl Staffel-Gold. Bei Martin Anthamatten und Yannick Ecoeur handelt es sich um die Streckenrekordhalter der Patrouille des Glacier 2010, dem wohl prestigeträchtigsten und schwierigsten Rennen der Wettkampf-Szene im Skibergsteigen. Ob die Erfolge der Schweizer Athleten in diesem Stil weiter gehen können, ist nun natürlich fraglich.

Amateursport nicht mehr möglich

Im internationalen Vergleich ist eine Mehrheit der Athleten inzwischen vollprofessionell unterwegs. Als Amateursportler schafft man es inzwischen nicht mehr, mit der Spitze mitzuhalten, der umfangreiche Trainingsaufwand von rund 1000 Trainingsstunden pro Jahr ist kaum realisierbar.  Jennifer Fiechter, Martin Anthamatten, Yannick Ecoeur, Andreas Steindl und Iwan Arnold bedauern den Entscheid des GWK zutiefst. Seit mehreren Jahren sind sie alle beim GWK angestellt und konnten von den großzügigen, an den Spitzensport angepassten, Arbeitsbedingungen profitieren. Denn für Trainingszwecke und während der Wettkampfsaison wurden sie jeweils freigestellt.

„Ich bin der Grenzwacht sehr dankbar für die Unterstützung während den letzten Jahren, mit der ich es bis an die Weltspitze geschafft habe. Denn in einer Kariere gibt es immer Höhen und Tiefen. Tiefen, die man ohne finanzielle Sicherheit oftmals nicht überwinden kann. Es ist sehr schade, dass sich die Grenzwache gegen unseren Sport entschieden hat. Es hätte sicher noch andere Möglichkeiten gegeben, die für beide Seiten verkraftbar gewesen wären“

äußert sich Doppelweltmeister Iwan Arnold.

„Die Nachricht hat uns wie ein Schlag getroffen und wird bestimmt Auswirkungen auf zukünftige Erfolge der Nationalmannschaft haben,“

meint auch Bernhard Hug, Disziplinen-Chef Leistungssport SAC Swiss Ski Mountaineering.

„Die GWK-Athleten haben in der Vergangenheit an Europa- und Weltmeisterschaften immer für mindestens zwei Medaillen gesorgt.“

Olympia 2026: „ja“ oder „nein“?

Der Schweizer Alpen-Club SAC wird in den nächsten Monaten mit seinen Partnern und dem Dachverband Swiss Olympic die neue Situation analysieren. Dabei hofft der SAC, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Denn im Marz 2018 wird entschieden, ob die Sportart bei den Olympischen Spielen 2026 ins Programm aufgenommen wird. Sollte dem der Fall sein, hätte der SAC eine gute Verhandlungsgrundlage, wenn es zu einem Klärungsgespräch mit den Entscheidungsträgern des GWK kommt.

Eine Aufnahme ins olympische Programm hängt jedoch von mehreren Faktoren ab – vorrangig einmal davon, an welchem Austragungsort die Spiele 2026 überhaupt vergeben werden und wie stark der Gegenwind der FIS bis dahin weht. Bislang hoffte die ISMF noch immer auf die ersten Olympischen Bewerbe in Peking 2022. Aktuell gibt es jedoch aus Insiderkreisen deutliche Zeichen, dass die Aufnahme ins olympische Programm 2022 definitiv gestorben sei. Für die Sportart Skibergsteigen würden damit noch weitere acht nicht-olympische Jahre bevor stehen – und auch die Situation für 2026 bleibt ungewiss, vor allem wenn die Spiele erneut außerhalb Europas ausgetragen werden sollten.

Das Ende einer Ära – mit internationalen Auswirkungen?

Der SAC ist sich bewusst, dass er dem GWK für die langjährige und großzügige Unterstützung zu großem Dank verpflichtet ist. Auch wenn diese Ära jetzt zu Ende gehen sollte, hat die vom GWK ermöglichte Freistellung von Spitzensportlern geholfen, Ressourcen für die Nachwuchsförderung frei zu machen und die Sportart zu entwickeln.

Abzuwarten bleiben die Konsequenzen für die anderen Länder. Wird der Schritt in der Schweiz ein Vorbild für andere Nationen aufgrund der vagen Prognosen in Richtung Olympia sein? Die Weiterentwicklung des Spitzensports im Skibergsteigen ist aktuell auf jeden Fall alles andere als gewiss…

Alles Bilder: ISMF Pressebüro von der für die Schweiz so erfolgreichen WM 2017.

Weitere Infos und Originaltext unter www.sac-cas.ch

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