Update 12.4.: 2022 kein Skibergsteigen bei Olympia. Betrachtungen zu Fahrplan und Optionen

Die Entscheidung für die Olympia-Aufnahme für 2022 von Skibergsteigen ist in der IOC Vorstandssitzung zwischen 3. und 5.2.2018 nicht gefallen. Was sich in den letzten 2 Wochen angekündigt hat, ist tatsächlich eingetreten: eine Verschiebung und Verlagerung einer möglichen Entscheidung.

Zuletzt waren schon recht deutliche Signale aus allen Richtungen gekommen, dass eine Entscheidung auf der IOC Vorstandssitzung nicht so einfach fallen wird. Damit wird ein Prozess, der seit vielen Jahren läuft und viel Kraft und Energie verschlingt, einmal mehr verlängert.

Wie geht’s nun weiter?

Theoretisch könnte im Juni eine Entscheidung für 2022 fallen, und zwar in China. Die Neuaufnahme von Olympischen Sportarten wird nämlich maßgeblich von der austragenden Nation getrieben. Problematisch dabei ist, dass China sich im Skibergsteigen keine Medaillenchancen ausrechnen darf, also das Interesse an der Sportart mit dem zugehörigen Aufwand bei den Spielen enden wollend ist. Im Juni wird China angeblich eine Entscheidung zum Thema Neuaufnahmen für die Spiele 2022 mit Einbeziehung des Chinesischen Skiverbands fallen. Im Gespräch ist neben Skibergsteigen dem Hörensagen nach auch das Eisklettern.

Der Skibergsteiger-Verband ISMF ist strategisch eigentlich recht gut auf dieses – vielleicht erwartbare – Spielchen vorbereitet. Die Weltcup-Location Wanlong in China war dabei sicher ein kluger Schachzug. Auch, dass es Ende Februar einen Besuch von ISMF Präsi Mariotta in China bei der zuständigen Organisation CMA (Chinese Mountaineering Association) geben wird, ist zielgerichtet und schlau.

Alles gut und im Plan….oder was?

Mit der rosaroten Brille betrachtet scheinen der Zeitplan und die Vorgänge seit der provisorischen Anerkennung beim IOC 2014 halt einfach so zu sein in der Olympischen Familie. Aus der Gerüchteküche hört man aber auch andere Töne.

Die Abnabelung der ISMC von der UIAA 2007 mit Umbenennung zur ISMF hatte damals das Ziel Olympia bereits vorweggenommen. Ein eigener Wettkampf-Verband war für diesen Weg besser geeignet als ein Ableger eines Breitensportverbands wie der UIAA. 12 Jahre später ist viel durch die Kraft der Sportler, Organisatoren und Funktionäre passiert. Der Weltcup ist stabilisiert, es gibt kontinentale Meisterschaften in Europa, Asien und Amerika und vor allem sind auch große Schritte bei den Compliance-Richtlinien des IOC gemacht worden. Die Einführung flächendeckender Dopingtests mit Blutpass und Sustainability-Vorgaben seien als Beispiel genannt. Die Voll-Anerkennung beim IOC 2016 schien bislang ohne Wenn und Aber den Weg zu bestätigen.

Am Ende geht’s aber wie immer um’s liebe Geld. Der Futtertrog der olympischen Gelder wird aktuell von 7 Verbänden besetzt. Die ISMF wäre der 8. in dieser Reihe….und würde wohl den anderen etwas vom Kuchen wegnehmen. Der mächtigste Verband unter den glorreichen 7 ist ohne Zweifel die FIS. Deren Schweizer Präsident Gian Franco Casper (auch Mitglied im Olympischen Komitee und bei der WADA) hat mehrfach beteuert, dass, sollten die Chinesen Skibergsteigen vorschlagen, er keinerlei Bedenken gegen eine Anerkennung hätte. Gerne wollen wir das glauben.

Aktuell hört man aber, dass in verschiedenen Alpen-Ländern die Skiverbände wach geworden sind. Das bisher weit überwiegend in den Alpinen Vereinen beheimatete Skibergsteigen – Bergsteigen! – erscheint vielleicht manchem Wintersport-Verbands-Monopolisten als lohnender Macht- und Finanzquell, sollte die Anerkennung beim IOC hinhauen. Ein Schelm, wer Ähnlichkeiten zu bereits erfolgten nationalen Integrationen erkennen will.

Und zu guter Letzt muss das ganze Prozedere, sollten wir 2022 dabei sein, danach nochmal für 2026 wiederholt werden. Denn eine einmalige Aufnahme ins Programm heißt noch nicht, dass das dauerhaft auch so bleibt. Aktuell ist das grade auch so mit dem Wettkampf-Klettern, das nach der Zulassung für 2020 schon wieder für 2024 kämpft.

Olympia, ein Segen? Ja, sicher!

Ohne jeden Zweifel waren und sind die 5 bunten Ringe das höchste Ziel jedes Sportlers. Was aber nach einer Vollaufnahme mit der Alpinen Sportart Skibergsteigen passieren wird, ist unklar. Die Interessenslagen werden sich ändern, ob das noch steuerbar sein wird, wird sich weisen. Am Ende steht aber jedenfalls, dass unsere Sportart gerade um die höchsten Ehren ficht, die es gibt…Bewerbe unter der olympischen Flamme.

Hoffen wir erstmal auf eine gute Entscheidung im Juni in China…Daumen drücken!

 

Update vom 7.2.2018: wie Nick Butler vom Portal insidethegames.biz berichtet, hat China tatsächlich keinen neuen Bewerb vorgeschlagen. Der von Butler angeführte Hinweis, dass aber neue Disziplinen aufgenommen werden könnten, kann man unserer Meinung nach durchaus als Zeichen werten, dass in Richtung der Machterhaltung der FIS gearbeitet wird. Soll heißen: wenn Skibergsteigen zur FIS geht, würde es mit der Aufnahme wohl leichter klappen.

 

Update vom 12.4.2018: in einem offiziellen Schreiben hat ISMF Präsident Armando Mariotta, 11.4.2018 die Mitgliedsverbände informiert, dass die Hoffnungen auf eine Olympiaaufnahme des Skibergsteigens 2022 endgültig vom Tisch sind. Die ISMF hatte in den letzten Monaten in mehrfachen Gesprächen mit dem IOC und dem Chinesischen Olympischen Kommittee versucht, die Tür doch noch offen zu halten. Dies ist nun in einer klaren Ablehnung gegipfelt. Als Gründe dafür wurden angeführt, dass sich die ISMF zwar rapide entwickelt hat, aber immer noch zu wenig Öffentlichkeitswirklung und ein schwaches Kommunikationssystem vorhanden sind. Die Hohen Kosten (?) einer Organisation von Wettkämpfen im Skibergsteigen und die ohnehin schon große Anzahl von Sportlern in Peking 2022 wurden ebenfalls ins Treffen geführt.
Das IOC lobte allerdings auch das gute Verhältnis der ISMF zur FIS.

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