Nachbericht vom 11. Int. Nachwuchscamp im Pitztal
Schon unglaubliche 11 Mal wurde mit der heurigen Edition das Nachwuchscamp für 12 – 19jährige Skibergsteiger ausgetragen. Ursprünglich am Rande eines Weltcuprennens als Idee von Trainern und Organisatoren entstanden, hat sich das Camp zum wichtigsten Nachwuchsprojekt des deutschsprachigen Raums entwickelt. In Österreich steht SKIMO Austria dahinter, in diversen anderen Nationen die nationalen Verbände und seit einigen Jahren sogar die ISMF.
Ungünstige Vorzeichen
Alles war in den Wochen vor dem Camp im Pitztal fertig organisiert worden. Die Anmeldungen waren da, Vortragende und Bergführer organisiert, die Bergbahnen froh ob des jugendlichen Besuchs. Der Anruf vom Chefbergführer Paul Koller kam dann recht ungünstig: Virus eingefangen in der Schweiz, eine Teilnahme am Camp ist unmöglich. Dazu die super schlechte Wetterprognose mit Wind und Kälte. Trotzdem: auf ins Pitztal, die Kids warten!
Erfolgsrezept Bergführer und Kompetenz
Kurzfristig konnte mit Raphael Eiter aus dem Innersten Pitztal ein junger Bergführer gefunden werden, der mit großer Freude die Leitung des Camps übernommen hat. Zusammen mit zwei einheimischen Kollegen, Gregor Krenn von Camp-Partner PIEPS und dem Nationaltrainer der Deutschen Nationalmannschaft Andi Biberger waren schlussendlich 5 Bergführer während der drei Tage im Einsatz, dazu Herbert Steinmassl von Camp-Partner DYNAFIT, Martin Dufter von RIAP SPORT und Fitnesstrainer Chris Sams. Das geballte KnowHow wurde ergänzt durch den Bulgarischen Rennläufer Yvan Tanchev und nicht zuletzt durch die beiden ISMF-Botschafterinnen Monika Strojny aus Polen und Zuzana Rychlikova aus der Slowakei. Matthias Keller vom DAV und Karl Posch von SKIMO Austria vertraten die Seite der Veranstalter.
Die 20 Teilnehmenden Jugendlichen aus 6 Nationen samt etwa 10 Eltern und Trainern hatten für die 3 ½ Tage in der Tiroler Bergwelt damit beste Voraussetzungen…und einiges an ermüdendem Programm vor sich.
Schon bei der Einteilung der Gruppen am ersten Tag im Gelände stellte sich schnell heraus, dass die Stimmung hervorragend sein würde. Sturmmeldungen und dichter Schneefall…was solls, wenn man einfach auf die Ski will!
Geballtes Programm auf Fellen und Skiern
Wind bis 50 km/h, Kälte bis minus 24 Grad…all das konnte die Jugendlichen in Ihrer Motivation auf Schnee nicht bremsen.
Der erste Tag am Gletscher auf rund 3.000 Meter stand im Zeichen der Technik. Skifahren im schwierigen Schnee, Spuranlage und Geländekunde wurden von den Bergführern vermittelt. Zwischendurch gings immer wieder ins Gletscherrestaurant zum Aufwärmen…saukalt wars am DYNAFIT Skitourenpark Pitztal.
Tag 2 war am frühen Morgen aufgrund der großen Kälte ins Tal nach Mandarfen verlegt worden. Dort wurde unter fachkundiger Anleitung der Bergführer Lawinenkunde samt Pieps-Suche, Sondieren, graben und einigen Tricks gelehrt.
Währenddessen bereiteten die Trainer unter dem wachsamen Auge der ISMF Vertreter ein kurzes Testrennen im Nahebereich der Lifte am Rifflsee vor. Etwa 100 Höhenmeter mit mehreren Wechseln und einer Tragepassage waren zu bewältigen. Die Kids fieberten diesem Highlight des Camps entgegen und explodierten förmlich auf der kurzen, aber anspruchsvollen Strecke. Die gezeigten Leistungen waren reif für so manches echte Rennen, und die abendliche Siegerehrung brachte viele stolze Gesichter.
Sonntag als der letzte Tag wurde traditionell für eine gemeinsame Skitour genutzt. Raphael Eiter hatte ein super Näschen für die gewählte Tour auf den Fernerkogelsattel. Spurmaschine Andi Biberger wühlte dafür eine Spur in den frischen Schnee. Zwar windig und kalt, aber dennoch geschützt vom brutalen Fönsturm im Gratbereich, war die Tour samt Einblick in ein Gletschermaul und einer langen Abfahrt bis ins Tal wahrliche ein alpines Erlebnis.
Theorie und Kraftübungen als Abrundung
Nicht, dass die Tage nicht eh schon anstrengend wären, werden auch die Abende immer vollgepackt….viel Zeit für Blödsinn treiben bleibt nicht für die Kids. Schon am ersten Tag haben Herbert Steinmassl von DYNAFIT und Martin Dufter von Riap Sport einen intensiven und höchst spannenden Vortrag über Material und Regelwerk gehalten.
Am zweiten Abend folgte mit einem Kräftigungsprogramm „Deep Work“ mit Musik und Übungen im schnellen Takt ein neuer Programmpunkt für die Teilnehmer. Fitnesstrainer Chris Sams spulte ein einstündiges High-Speed-Programm herunter, bei dem keine Stirn trocken und kein Muskel unbelastet blieben.
Mit einem Vortrag über die ISMF von Zuzana Rychlikova folgte eine theoretischere Kost, allerdings mit genauen Angaben zur eingeschlagenen Richtung nach Olympia und den YOG2020 in Lausanne/SUI.
Highlight des Abends war zweifellos aber ein spannender und intensiver Theorievortrag von Gregor Krenn von PIEPS, der mit vielen Beispielen den Jugendlichen die Gefahren des Skitourensports vermittelte.
Fazit
Keine großen Ausblicke konnten die Teilnehmer am Camp genießen, Wind, Schneefall und Nebel verhinderten, dass auch nur einmal die Wildspitze gesehen wurde. Das Programm war super dicht und Leerläufe gab‘s nicht. Bis hierher nichts Besonderes….aaaaber: es war eine mords-Gaudi im babylonischen Sprachengewirr der jungen Skibergsteiger. Viele neue Bekanntschaften wurden geschlossen, Erfahrungen ausgetauscht und Pläne für die Zukunft geschmiedet. Ohne Verletzungen (abgesehen von einigen Blasen) und mit viel Lachen und Zufriedenheit ning das Camp am Sonntag nachmittag zu Ende. Fix ist: es wird ein 12. Nachwuchscamp im Dezember 2018 geben, und zwar wahrscheinlich in Deutschland.
Das Beste zum Schluss
Filmer Gerald Weiskopf hat an zwei Tagen der Veranstaltung Aufnahmen gemacht, die im Rahmen des ORF Skibergsteiger-Fensters am 18.12.2017 um 20:15 in ORF Sport+ ausgestrahlt werden. Pflichttermin vorm Fernseher!
Danke an alle Helfer und Unterstützer des SKIMO Nachwuchscamps 2017, speziell den Pitztaler Bergbahnen und dem TVB Pitztal, ebenso den Partnern DYNAFIT, PIEPS und RIAP Sport. Danke vor allem aber den Jugendlichen, die die 11. Ausgabe der Veranstaltung so einzigartig gemacht haben…vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder?
Danke an die Fotografen Chris Sams, Tom Hödlmoser und Chris Leiter.
